Bescheidenheit vor Frauenpower: Jonas Oktober gewinnt 33. Song Slam
Ein nicht nur kulinarisch genussvoller Abend im Theater Drehleier liegt hinter uns. Auch die musikalischen Darbietungen beim Song Slam letzten Donnerstag – spritzig und witzig präsentiert von Michi Bohlmann und Alex Sebastian – waren wieder mal vom feinsten. Acht Songwriting Acts versammelten sich und spielten zum vorletzenmal um den Einzug ins diesjährige Song Slam Finale, bei dem wieder tolle Preise warten.
Für die ersten Lacher sorgten die Gewinner der September Show: Die Broccolis eröffneten die Veranstaltung in Anzug und Fliege. Kev und Philipp klärten das anwesende Publikum unter anderem darüber auf, dass keine Karriere als Gangster anstreben kann, wenn man Waldemar heißt und dass alles nicht so schlimm ist, wenn Lea Waffeln macht. Ohne den „Druck der Sanduhr“ spielten sie befreit auf und freuen sich schon auf ihre Finalteilnahme.
Danach ging es auch sofort in den Wettbewerb gegen den krähenden Hahn: Ines Wagner trat erstmalig in ihrem Leben bei einem Song Slam an und „wusste bis zum gestrigen Abend nicht, dass ich teilnehme“. Bedingt durch zahlreiche krankheitsbedingte Ausfälle war Michi Bohlmann nämlich tags zuvor noch auf aktiver Akquise für den letzten Teilnehmerplatz und wurde bei der Wahlmünchnerin, die das Publikum mit u.a. mit einer plattdeutschen Nummer begeisterte, fündig.
Frauenpower war generell das Motto des Abends: Gleich mehrere Formationen mit Frontfrauen waren angetreten, als hätten sie sich verabredet: Das sympathische Augsburger Duo Two Sided mit Frontfrau Tiziana blickte mit mitreißenden Songs in die Zukunft. „oh girl!“ Frontfrau Neni, neuerding auch im gemischten Doppel unterwegs, punktete mit wunderbar philosophischen Texten zum Hinhören. Torey Velvet mit Frontfrau Stephanie leiteten mit dem „We will rock you“ beat ein Sechs-Minuten Rhytmik pur Set zum mitgrooven ein. Und Vanessa Balscher mit ihrer warm klingenden 4-köpfigen Band lud melodiös zum Träumen ein.
Dem gegenüber versuchten sich die Herren der Schöpfung alle als Solisten mit überwiegend bayerischer Färbung. Nach längerer Zeit trat die One-Man-Band Markus Nagy mal wieder an und begrüßte das Publikm ironisch mit „Habt’s ihr’s jetzt endlich?“, als er sein One-Man-Band-Equipment aufgbaut hatte und loslegen konnte. B.B.Bertl hingegen, schnallte sich einfach seine Gitarre um und erzählte seine in Songs verpackten Geschichten wahrer Begebenheiten mit erdigem Sound.
Ganz zurückhaltend kam jedoch Jonas Oktober auf die Bühne. Angekündigt von Michi Bohlmann mit „In welchem Monat sollte er sonst auftreten?“ begann der Münchner zu erzählen, dass er seine Songs normalerweise niemandem vorspielen würde. Das sei eine echte Premiere. Was dann kommt, ist kaum zu glauben. Jonas spielt erstmals vor Pulikum souverän und einfühlsam auf seiner Gitarre. Mit seinen eigenen Songs, ausdrucksstarker Stimme und wundervollen Texten, aber auch seiner ehrlich bescheidenen Art gewinnt Jonas sofort die Herzen der Zuhörer.
Das Publikum stand an diesem abwechslungsreichen Abend nun vor der Qual der Wahl, wer ihnen am besten gefallen hat und somit eine Chance auf den Finaleinzug bekommt. Damit die Zeit der Auszählung genauso kurzweilig würde, war an diesem Abend Schauspielerin und Autorin Sabine Bohlmann zu Gast. Michi’s Schwester ist nicht nur die allseits bekannte Stimme von Lisa Simpson, sondern auch für ihre querdenkenden Texte bekannt und klärte uns unter anderem darüber auf, warum Sätze manchmal begonnen, aber nicht beendet werden: „Wussten Sie, dass die deutsche Sprache Alzheimer? … Saturn: So muss Technik.“
Danach stand fest: Der Gewinner der Herzen war auch der Gewinner des Abends. Sichtlich gerührt bei seinem Zugabeset, „beschimpfte“ er erstmal das Publikum ungläubig mit „Ihr Wahnsinnigen“ und meinte ganz schüchtern: „Lasst das mit dem Applaus, das bin ich nicht gewohnt.“ Ein Zwiegespräch zwischen einem Hirnforscher und einem Romantiker und der Song „Bloß mit meinen Füßen“ beendete seine Darbietung.
Auf dem zweiten Platz landeten oh girl!, die mit zwei Gitarren am Start waren. „War das nur der Regen?“ fragte Sängerin Neni am Anfang des Slam Teils auf deutsch und sang auch über’s verlassen werden. Überrascht, dass dann noch Zeit übrig war, stimmte sie mit „Run Away“ einen dritten Song an, der durch den krähenden Hahn beendet wurde. Glücklicherweise konnte sie ihn im Zugabeset nochmal spielen und zu Ende bringen.
Am 2. November 2016 geht es mit den #open 34 in die letzte Vorrunde.
Am 21. Dezember 2016 gibt es dann wieder die Champions Show, bei der es u.a. um einen Aufnahmetag in den Münchner Weltraumstudios geht.
Seid dabei! Wir freuen uns auf euch!