Song Slam #83 – Angels Disease räumen ab
Es ist wieder Donnerstag, es ist wieder diese Bar, es ist wieder Song Slam und alle sind sie da. Die Munich Song Connection (musoc) ruft zum 83. Mal zum Song Slam auf. Nachdem die Oktober Ausgabe #82 wegen Krankheit und Absagen nicht stattfinden konnte, kamen die Massen nun endlich wieder in die Drehleier, an diesem 3. November, irgendwo in einer bayerischen Landeshauptstadt.
Ich habe es mir vor dem Fernseher gemütlich gemacht, sitze quasi auf meiner Baustelle umgeben von Fliesen und Zement und bin nicht vor Ort, aber ich bin per Livestream dabei und schreibe diese Zeilen. Und ich freue mich schon darauf, wie dieser Text diesmal von Michaels Fotos umrahmt werden wird. Aber außer mir ist leider noch jemand vom Festausschuss an diesem 3. November aufgrund von Gründen nicht dabei, nämlich der Herr Bohlmann. Die Moderation dieses wieder fulminanten Abends bestritt daher neben Herrn Sebastian diesmal die bühnenerprobte Michaila Kühnemann. “Die Kühnemann” ist eine alte Häsin im Showgeschäft in München. Und auch im musoc Songslam in der Drehleier konnte sie schon reüssieren und sich im September 2017 auf den ersten Platz singen. Huch, ist das schon wieder so lange her?
Aber als erstes wurde einfach mal mächtig abgefeiert. Zum einen weil endlich wieder Drehleier, zum anderen aber weil es die erste Show nach Woodstock war. Woodstock? Da war doch was mit Woodstock. Genau, die Gewinner der Dreamland Woodstock Challenge, Fragile Elephant, konnten Anfang September in die USA fliegen und dort in Woodstock im Studio von Jerry Marotta ihre Songs aufnehmen. Die beiden Elephanten Samuel und Chris von der Band waren nun an diesem 3. November in der Drehleier zu Gast und wurden vom Publikum gefeiert. Es gibt reichlich Video und Fotomaterial und daher kamen wir in den Genuss eines kleinen Trailers für die Doku und eines Livemitschnitts eines Jeremy Day Songs mit den Elephants, dem Herrn Sebastian und anderen. Wer mehr wissen will, muss hier unbedingt in die Archive einsteigen, es ist genug Foto und Text auf den musoc Seiten zum Nachlesen und -schauen. Es lohnt sich.
Doch kommen wir zu den Acts des Abends. Der Herr Dennehy war der Erste und kam mit Schiebermütze, hipster Bart und akustischer Gitarre. Von ihm lernen wir über die Osterrevolution 1916 in Irland. This song is a rebel song. Es geht ums Aufstehen und sich Erheben, wenn Ungerechtigkeiten widerfahren. In diesem Sinne gingen auch Grüße in den Iran des Oktobers 2022.
Ein Wiederholungstäter aus Berg am Laim ist Dean Grey, dessen Ankündigungstexte man sich unbedingt zu Gemüte führen muss. Dann weiß man, mit wem man es zu tun hat. Dean Goddamn Grey, der deutsche Flegelpopper mit Hut und akustischer Gitarre, entpuppt sich als nächtlicher Schmetterling, der einmal hin und nicht mehr zurück fliegt. Seine Songs regen dazu an, dass der geneigte Zuhörer die Geschichten selbst zuende denken soll.
Vom Bodensee nach München kam Jutta König, alleine an der Gitarre, die rote Löwenmähne fast nicht zu bändigen, singt die energetische Powerfrau davon, was man in den Sand schreiben sollte, oder doch nicht? Wir haben selten nur eine Solistin im Line-Up des Abends, aber noch nie eine Solistin mit gleich 2 Gitarren auf der Bühne gehabt. Jutta bringt so viel Bühnenerfahrung mit, dass sie das Spiel mit dem Publikum sichtlich geniesst.
Die Schiebermütze bekommt ihre zweite Bühne an diesem Abend, auf dem Haupt von Matthias Held, dem bergischen Songkabarettisten auf der Nebenbühne am Klavier. Er besingt preisreduzierte Mängelexemplare und macht kreative Werbung für seine Musikerzeugnisse. Im übrigen auch nicht das erste Mal hier im Song Slam.
Lukas Schäfer ist ein Bisschen Beides. Wie jetzt? Country UND Western? Köln und München? Klavier und Gitarre? Nein. Und Ja. Eben beides. Am Klavier macht der Singer Songwriter mit seinen tiefsinnigen Songs auf Gegensätze aufmerksam, die manchmal schwierig zu überbrücken sind.
Jannis ist ein Bluesrocker aus dem Lehrbuch, schreibt seit 8 Jahren seine eigenen Songs und hat jede Menge Gelöt dabei, das erstmal eingestöpselt werden will. Ein Schlagzeug ist auch dabei, virtuell, im Pedal unterm Schuh. Seine Botschaft ist die “Empathie“, denn wir sind nicht alleine auf dieser Welt. Außerdem singt er noch in Englisch. Und zwar so lange, bis der Hahn kräht.
Der letzte Act Angels Disease ist eine Vierer-Kombo, die man sich in der Besetzung Alex am Mikrofon, Stefan an der Gitarre, Niko am Schlagzeug und Viola am Bass gern laut und rockig vorstellt. Outfit und Intensität des Frontmanns Alex aber auch die Arrangements ihrer Songs klingen nach klassischen unplugged Versionen von Songs, die normalerweise jenseits der 90 Dezibel zuhause sind.
Die Pause ist im Stream kein Zuckerschlecken. Stundenlang starrt man auf den Bildschirm und wartet auf die Fortsetzung. Aber nach der Pause wird es immer spannend, virtuell und real. Wer ist auf dem Treppchen?
Und so haben die Zuschauer im Theater und Online abgestimmt: Herr Dennehy, ein Bisschen Beides und Angels Disease durften hier noch mal ran und die Zugabenrunde einläuten. Nach der ersten Zugabe wurde der Dritte Platz und der Prostpreis an Herrn Dennehy vergeben.
Angels Disease und Lukas-ein-Bisschen-Beides-Schäfer durften noch eine kleine Zugabe geben bevor es dann zur Sache ging. Die Moderatoren sind wie immer neugierig, welchen Act das Publikum am besten findet und holten den Applaus für die beiden Erstplatzierten ab. Michaila und Herr Sebastian waren sich uneinig, sodass die 10 Zusatzpunkte redlich geteilt wurden. Am Ende hätten sie wohl auch nichts mehr geändert, denn Angels Disease konnten sich mit 195 Punkten gegen Ein bisschen beides mit 159 Punkten durchsetzen. Ein ordentlicher Vorsprung und ein Ticket für den Dezember für beide, ein bisschen beides und Angels Disease.
A propos Dezember. In der Finalrunde ist traditionellerweise der Teufel los. Am besten Ihr reserviert Euch den 1. Dezember schon im Kalender. Denn da begrüßen wir die besten Acts des Jahres. Und zu gewinnen gibts einen Studiotag neben anderen Dingen.
Wir sehen uns am 1. Dezember!
Und wer die Show verpasst hat, kann sie hier nochmal anschauen: