Piano statt Gitarre: Ronja Künkler gewinnt 58. Song Slam
Es ist Donnerstag, der 3. Oktober. Das Wetter ist schlecht und trotzdem versammeln sich alle auf der Wies’n. Alle? Nein, ein gallisches Dorf Musikverrückter leistet Widerstand und frönt stattdessen gepflegter Musik, denn acht unglaublich talentierte Acts buhlen bei unserem Song Slam wieder um die Gunst des Publikums und die Qualifikation für’s Finale.
Das heißt: In letzter Minute acht Acts, denn Neria tauchte erst abgehetzt in der letzten Minute auf. Die Batterie ihrer Gitarre hatte kurz vor ihrem Aufbruch zuhause den Dienst quittiert und sie musste erst fieberhaft eine neue suchen. Nach dieser Hektik bot sie ein Lied darüber dar, dass wir unsere kindliche Fantasie nie verlieren sollen. Der englische Text von „Give me back my imagination“ stammt aus der Feder eines Freundes, der Neria einen Stapel Gedichte „über den Zaun“ geworfen hatte, um diese zu vertonen. Das brachte der Songwriterin mit der butterweichen Stimme glatt den dritten Platz ein.
Judith Boelger möchte mit ihren Songs möglichst viele Menschen bewegen. Die letztjährige Song Slam Gröbenzell Gewinnerin nahm das Publikum mit einer melancholischen Nummer über das Verarbeiten eines jahrelangen Streits mit.
Balladesk ging es auch bei Sven Wrobel zu. Der 42jährige Pianist und Sänger erklomm nach 20 Jahren erstmalig wieder eine Bühne. Natürlich ging es bei Abstellgleis um eine herzergreifende Geschichte über eine verflossene Liebe und den Umstand, dass auch Zeit an Gefühlen für jemanden manchmal nichts ändert.
MVRCK & Taipa ist ein gemischtes Doppel, das sich aus Zufall gegründet hat. Die beiden sollten für einen anderen Act beim Isarinselfest einspringen. MVRCK ist der Rapkünstler mit der Gitarre, Olivia Taipa eine Pop-Soul-Sängerin. Flugs war ein gemeinsamer Song geschrieben und vorgestellt. Unzweifelhaft ist die Kombination der beiden magisch, nicht nur wenn sie in ihrem Song Spiegel an den Aufbruch ins Leben gegen alle Selbstzweifel ansingen. Dem Publikum war die Performance der beiden den zweiten Platz und damit eine Finalqualifikation wert.
Aus Berlin besuchte uns Lucas Froese. Beeinflusst von Santana und Prince spielte er ein Medley von drei groovigen Gitarren-Songs, beginnend mit der Ode an die weiblichen Hüften und wie sich die seiner Angebeteten beim Tanzen bewegen, über’s Erwachsenwerden bis hin zur perfekten Beziehung, in der jeder sich selbst treu bleiben kann, aber 1+1 dennoch 3 ergibt. Als Abschluss gab es dann sanftere Töne mit einer Ballade über Menschen, die gerne Everybody’s Darling wären. Und das alles in 6 Minuten. Respekt!
Soffi Knapp hat es aus der Steiermark nach München verschlagen. Zum Studieren. Aber auch zum Musikmachen. Und weil sie zu faul war, sich eine Band zu suchen, hat sie sich stattdessen eine Loopstation gekauft. In die zupft, schnalzt, schmatzt und singt sie seitdem Töne, verspielte Rhythmen und Akkorde. Dann spielt sie Gitarre dazu und singt engelsgleich und unverwechselbar Songs zwischen R’n’B und Indie über’s Leben.
Nach Neria’s Darbietung begab sich Ronja Künkler ans Piano, von der es üblicherweise mehr Fotos mit Gitarre gibt, als mit Klavier. Und das, obwohl ihr letzteres sogar mehr liegt und sie besonders glücklich darüber war, dass wir eines haben. Ihren Song Nicht die Bohne, den sie schon als Single veröffentlicht hat, hat sie nach eigenen Angaben sehr schnell geschrieben.
Es ist, wie so oft im Songwriting, die Verarbeitung einer zerbrochenen Beziehung. Mit kraftvoller Stimme rechnet sie ab, dass es ihr egal ist, „mit wem du gerade chillst“. Die überzeugende Darbietung war dem Publikum einen deutlichen ersten Platz wert.
Ein richtiger Multi-Instrumentalist ist Clemens Ripp. Percussion, Schlagzeug, Mandoline und was nicht alles …. hat er aber alles zuhause gelassen und nur die Gitarre mitgebracht. In seinem bodenständigen, folkigem englisch-sprachigen Auftakt-Song erzählt er darüber, wie er der Verzweiflung entkommen will.
Als Gast verbog Thomas Fraps die Naturgesetze. Der Meister-Illusionist erklärte nicht nur, wie Illusionen zustande kommen. Er sorgte auch für viele Lacher und staunende Augen. Wer das verpasst hat, kann ihn und weitere magische Gäste im Theater Drehleier bei seiner eigenen Show am Montag, 7. Oktober sehen!
Mit der letzten Vorrunde des Song Slams 2019 geht’s am 7. November weiter! Wer noch teilnehmen möchte, kann sich hier anmelden.
Am 9. November haben wir dann wieder Auswärts-Spiel außerhalb unserer eigenen Reihe beim Song Slam Gröbenzell. Auch hier gibt es noch freie Plätze!
Wir sehen uns demnächst!