MuSoC #88: Quincy Jones und Sean Connery gewinnen Februar Song Slam

Der 88. MuSoC im Februar, der erste des Jahres 2024, stand ganz im Zeichen exotischer Mundarten. Nach dem zweiten Künstler hatte ich mir überlegt, ob ich noch schnell irgendeine KI installieren sollte, die mir Untertitel unter den Live Stream lötet. Da ich aber fast 20 Jahre in München gelebt habe und auch schon familiär mit Schwaben (nicht Schwabing) zu tun hatte, konnte ich mich auch auf meine eigenen Fremdsprachenkenntnisse verlassen. Zur Einordnung – oder besser Einnordung: der Verfasser dieser Zeilen ist der “professionelle Zuschauer” des Live Streams und schreibt seine launigen Kommentare 800 Autobahnkilometer nördlich der Drehleier. Technik macht’s möglich.

Doch zunächst zum Setting des Abends. Der MuSoC Song Slam schnapst. Die 88. Ausgabe ist – wie alle anderen vorher – wieder sehr eigen. Nicht nur, weil die liegende Acht unendlich ist (oder 16). Nicht weil der Robert das allererste mal beim Song Slam dabei ist. Und auch nicht weil Herr Bohlmann sich kurz vorher krank melden musste. Der MuSoC im Februar ‘24 war wieder speziell aufgrund seiner Künstler: es wurde nämlich ziemlich mundartlich und teilweise auch mund-artig. Für den Herrn Bohlmann, als glühender Verwerter des bayerischen Idioms in seiner eigenen Arbeit, wäre dieser Abend quasi ein innerer Katholikentag gewesen, oder ein musikalischer Aschermittwoch am Donnerstag. Doch am Ende setzten sich große Namen durch: warum Quincy Jones und Sean Connery dabei waren, erfahrt Ihr weiter unten.

Solomoderation dank krankem Bohlmann: Alex Sebastian

Nachdem sich der Schock über Herrn Bohlmanns Ausfall gelegt hatte (gute Besserung), konnte der einzig wahre Moderator des Abends, der Herr Sebastian den Abend erklären und die Acht Künstler ansagen. Keine -in! Keine Frau am Start. Einige Male bereits hatten die Herren Sebastian und Bohlmann einen Aufruf für mehr Frauenpower gestartet. Hat nicht funktioniert. Also, liebe Frauen, bitte melden, mitmachen, die Herren in Grund und Boden singen und gewinnen. Sollte doch gehen.

Der erste Act des Abends war dann AMES, Alex Ames. Es ging hochdeutsch los. Immerhin. Seine Drogen sind Du, also jemand von uns oder irgendjemand den oder die Alex Ames berauschend findet und der oder die ihn kickt. Ist schon mal eine Ansage. Im zweiten Beitrag geht es um die Zeit, die anscheinend gerade jetzt die richtige ist. Und auch das Publikum bekommt die Gelegenheit – und die Zeit – um sich im Refrain mit einzubringen.

Der zweite – oder eigentlich dritte – Alex des Abends ist ein „talentfreier“ Junge aus dem Keller. Auf bayrisch ist das natürlich viel melodischer übersetzt Kellerbua. Was bedeutet, dass er wenig Sonne sieht. Immerhin nimmt er seine Gitarre mit in den Keller und übt fleissig. Und wenn er dann nach oben auf die Bühne kommt, gehts auf bayrisch ab. Dann bringt er seinen Stefan an der Trompete mit und spielt uns von der Matz. Ob die Matz jetzt eine echte oder ein blödee ist, muss man sich selber anhören. Weiters geht der Kellerbua auch gern am Berg und singt was mit Dadadei. Macht der Kölner übrigens auch manchmal, ohne Berg. Falls es interessiert.

Das blaue Land ist die Heimat vom Jungwirth. Und nein, Herr Sebastian, da geht’s nicht um Alkohol sondern um Kunst. Und es ist im Voralpenland, wo man ebenfalls boarisch mundartelt, genau wie im Keller. Und manchmal findet man das große Theater in der großen Stadt nicht im richtigen Monat sondern nur den Swinger Club. Falscher Ort, falsche Zeit. Aber jetzt im Februar hat Herr Jungwirth die Drehleier gefunden und poprockt auf boarisch die Mama komplett aus dem Häuschen.

Die vierte Aufgabe fürs Publikum binnen und buten wurde eher anspruchsvoll. Wenn man möchte, dass Stefan Punkte bekommt, musste man für Silvio abstimmen. Denn Silvio ist leider auch ausgefallen, aber der Stefan, einer aus dem Keller, war zum Glück gerade da, konnte sich eine Gitarre ausleihen und hatte seinen Song mitgebracht. Es ging um Wurschtsemmeln. Das sind Brötchen, die mit verschiedensten Fleischprodukten belegt sind. Und davon gibt’s viele in Bayern. Sehr viele. Nachdem Stefan mit dem Publikum sich uneinig geworden war, welche die beste ist, konnte er seine bayerische Hommage an diese bayerische Spezialität zu Beste geben. Und kam damit in der Drehleier gut an.

So, jetzt hatten wir einen hochdeutschen Start und eine sehr bayrische Strecke. Sollte das nun so weiter gehen? Herr Sebastian konnte für mich leichte Entwarnung geben.

Denn nun kam Quincy Sean mit englischen Songs auf die Bühne. Und er tat dies mit Unterstützung seiner Loop Station, die ja bekanntlich aus einer Ein-Mann-Kombo ein ganzes Orchester machen kann. Aber wer ist Quincy Sean? Amerikaner? Schotte? Nein. Quincy (kommt vom Jones) Sean (kommt vom Connery) ist kein Künstlername und auch nicht zu verwechseln mit Sean Quincy. Unser Quincy ist als Kind philippinischer Eltern in Oslo geboren, lebt seit 25 Jahren in Deutschland und seine Eltern waren Fans guter Musik und vom Spion der uns alle liebte. Es gibt schlimmeres: in Deutschland gab es eine Zeit da hießen alle Jungs Boris. Quincy Sean hat als Musiker schon einige Reichweite, einen Spotify Kanal und auch einen Partykracher am Start. Zum Song Slam hat er uns zwei schöne Titel mitgebracht, konnte aus der Loop Station das Beste herausholen und sich mit Sicherheit einige Punkte erspielen.

Danach gings dann wieder ganz tief in den sprachlichen Süden. Ins Schwäbische. Jan Denzler aus irgendwoher in Schwaben (kann ich hier nicht wiederholen, muss man sich nochmal genau im Stream anhören) outet sich als Minimalist. Denn bei ihm geht es um nichts. Also um nix. Um das Nichts. Um gar nichts. Und damit muss man erstmal 6 Minuten vollkriegen. Am Ende ist aber auch das Nichts irgendwas und damit ein Widerspruch an sich. Und dieser Beitrag ist damit nicht nur schwäbisch, sondern auch philosophisch. Und lustig.

Kai Wunder war auch schon mal bei uns. Diesmal hat er als support den Robert mitgebracht. Zum ersten Mal. Robert an diversen Rhythmusinstrumenten und Kai an der Gitarre bringt Wunder-schönen Deutschpop auf die Bühne zum mitsummen, mitvibrieren und relaxen. “Ohne Dich geht es nicht” ist sicher ursprünglich an eine sehr wichtige Person gerichtet, passt aber auch für Crew und Organisatoren des MuSoC und der Drehleier. Und im zweiten Song träumten Kai und Robert vom MuSoC Finale. Sollte dieser Traum wahr werden?

Zu guter Letzt: Was macht ein Metalsänger (Ich will nach Wacken!) am Klavier in der Drehleier im MuSoC? Genau. Feinstes Singer Songwriting mit Anlehnung an Henning May. Der letzte Ton perfekt zum Hahn getimt, hat Ferdinand Stich uns Balladen für den Sonntagnachmittag mitgebracht. Da gab es jemanden, die oder der ihm im ersten Song gut tut und im zweiten dann zum Träumen anregt, zum Träumen von den eigenen 4 Wänden mit jener Person. Sehr gute Singer-Songwriter Klavierschule mal wieder, nicht immer nur Gitarre.

Prostpreis für Kellerbua und Stefan

Nach der Pause ist wie immer vor der Siegerehrung. Und die muss man sich verdienen. Wir schauen uns ersteinmal die Top 3 an: der Kellerbua, der Jungwirth und der Quincy Sean haben es aufs Treppchen geschafft. Alle diese drei bekommen noch einmal die Bühne für eine Zugabe. Sie wollten ans Meer, halten sich an die Hausordnung und können nicht atmen.
Und dann? Zunächst ging der Prostpreis des Abends an den Kellerbua, supported by Stefan. Mit einem kurzen, spirituellen Trinklied untermalte er seinen Klaren und gfreite sich narrisch über seinen dritten Platz.

Applausometer unentschieden

Quincy und Jungwirth aber machten den ersten Platz unter sich aus. Aber wieviel Punkte werden es am Ende? Nach weiteren Zugaben der beiden hätte das Applausometer das Ergebnis theoretisch noch kippen können, wenn der Unterschied der Auszählung weniger als 10 Punkte betragen hätte. Die Drehleier konnte sich aber nicht entscheiden, war auch schwer, beide bekamen daher noch einmal 5 Applauspunkte auf die Auszählung drauf. Hätte es etwas gebracht? Nein, denn Quincy Sean hatte die Nase ordentlich vorn und holte sich den 88. MUSOC Champion des Abends im Februar 2024. Ein tolles Ergebnis für phantastische Künstler im ersten MuSoC des Jahres 2024.

Punktsieger Qunicy Sean

Ein großer Dank geht an alle die dabei waren, ob auf der Bühne, neben der Bühne, im Publikum oder überhaupt. Ohne alle gäbe es diesen Song Slam nicht. Und so ist hier auch der Aufruf erlaubt, auch im nächsten Song Slam im April wieder mitzumachen. Hoffentlich wieder mehr Frauen. Auf jeden Fall wieder mit viel Spass.