Mona Lisa gewinnt 80. Musoc Song Slam

Ein Bericht von Bernhard Schmitt

Am Donnerstag, den 05.05.2022 fand wieder der MuSoC Song Slam statt – und das nun schon zum 80. Mal. Auch diesmal wieder im Theater „Drehleier“ in München in der Rosenheimer Straße 123. Das liebevoll-verrückt ausgestattete Theater bietet Platz für etwa 120 Personen. Leider war der Abend diesmal nur recht spärlich besucht.

Die Veranstaltung begann wie immer sehr pünktlich mit einer kurzen Ansage der beiden Veranstalter Alex Sebastian und Michael Bohlmann, dann ging es auch schon los mit dem ersten Act: der vierköpfigen Rockband Brennpunkt aus Herdwangen in der Bodenseeregion.

Ließen es krachen: Brennpunkt

Die vier jungen Musiker legten auch gleich ordentlich vor: eigene Kompositionen mit deutschen Texten, rockig und schwungvoll. Das Publikum nahm die Band sofort mit Begeisterung an. Wenn man die Augen schloss, hätte man meinen können, der Saal wäre gerammelt voll. So ein begeisterungsfähiges Publikum habe ich noch selten erlebt.

Fazit: Eine Band mit hohem Potential, sowohl was die eigenen Songs, als auch den Vortrag angeht. Wenn man hier die akustische gegen eine E-Gitarre austauschen würde und bei der Cajon die richtige Stelle für das Mikrofon findet, wäre das eine tolle Band, die dann sicher auch auf etwas größeren Bühnen und Veranstaltungen ihren Platz finden könnte.

Stimmte nachdenkliche Töne an: Die Kühnemann

Ganz anders präsentierte sich der nächste Act: Die Kühnemann.

Solo Gesang mit Gitarre. Punkt. Eigene Lieder und „gut geklaute Chansons“ stehen bei ihr auf dem Programm. Das Lied des Abends war dann auch ein eigenes, sehr persönliches, über den Tod und wie er plötzlich in unser Leben tritt.

Hier merkt man auch die lange Bühnenerfahrung, ruhig und gelassen, aber mit viel Leidenschaft und Gefühl trägt sie ihre Musik vor, was fast schon Konzertatmosphäre aufkommen ließ. Auch ihre Kabarett-Vergangenheit blitzt immer wieder durch, besonders bei ihren Ansagen und zwischen den Liedern.

Der Sound war gut und transparent, das Publikum hörte aufmerksam zu und geizte nicht mit Applaus.

Fazit: Für mich der professionellste Auftritt des Abends.

Eingängiger Blues: Jannis

Der nächste Künstler war Jannis.

Solo mit E-Gitarre und eigenem Material, wirkte er auf der Bühne sehr ruhig und hielt gut den Kontakt mit dem Publikum. Stilistisch schwer einzuordnen, macht seine Musik Lust auf mehr. Man merkt, dass hier vieles aus dem eigenen Leben Verwendung findet, die Musik wirkt echt und ehrlich, etwas minimalistisch. Der „Gesang“ ist mehr gesprochen, alles unterstützt von einem sparsamen Schlagzeug aus der Loop-Station.

Nicht wirklich spektakulär, aber man hört gern zu und lässt sich mitnehmen auf seine Reise. Leider landete er nur auf den hinteren Plätzen, aber die Mitbewerber waren auch alle recht stark.

Fazit: Möchte man mehr hören.

Starke Stimme, und das auch noch geloopt: Sylvenklang

Etwas fast völlig Neues beim SongSlam bot die nächste Künstlerin: Sylvenklang. Ihr einziges „Instrument“: Eine Loop-Station, die sie wirklich perfekt beherrschte. Anstatt eine Band mitzubringen, ist sie ihre eigene Band: Rhythmuselemente, Background-Gesang und Melodieeffekte werden vor dem staunenden Publikum live eingesungen, abgespeichert und zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt. Dieses kleine Kunstwerk bildet dann die „Unterlage“ für ihren frischen, peppigen Gesang.

Dadurch entsteht der ganz eigene Charakter ihrer selbstgeschriebenen Songs, die mal zum Zuhören, aber auch zum tanzen und mitwippen einladen. Der erste Song „Abgewöhnt“ entstand Stück für Stück, Element für Element vor einem ungläubigen Publikum.

Erst etwas unsicher ob des ungewöhnlichen Setups, erkannten die Gäste schnell, dass dies eine ganz besondere Darbietung war, etwas, das die meisten so noch nicht gesehen oder gehört hatten. So schlug die anfängliche Skepsis dann sehr schnell in Begeisterung um und es wurde eine kurze, aber ausgelassene Party, die auch im Anschluss noch für Gesprächsstoff sorgte.

Fazit: Sollte man gehört haben. Kann man auch, wie auch die anderen Künstler, nämlich z.B. auf YouTube.

Songs aus der eigenen Liedermachingmanufaktur: Ralph Leonhardt

Ralph Leonhardt war der nächste. Mit Gitarre und deutschem Gesang legte er gleich richtig los. Er war definitiv der lauteste Sänger des Abends, sein Gitarrenspiel war kraftvoll und rhythmisch, die Texte witzig und aus dem Leben gegriffen. Sein Lied „Originalverpackung“ findet sich auch auf YouTube.

Gesang und Spiel war nicht immer perfekt, dafür aber engagiert und schwungvoll. Von seinem eigenen Schwung mitgerissen, verzog es manchmal ein bisschen den Rhythmus. Das Publikum ging dann aber spätestens beim zweiten Refrain voll mit und man vergaß die kleinen Macken.

Fazit: Da ist noch etwas Luft nach oben, aber alles in allem sehr unterhaltsam.

Spielten sich mal akustisch, mal zum Playback in die Herzen des Publikums: Mona Lisa

Fast ein bisschen schüchtern betrat „Mona Lisa“ mit ihrem Begleitgitarristen die Bühne. Bei der Zugabe wurde noch ein komplettes Playback aus einer Loop-Station eingespielt, was eigentlich schon ein bisschen die Regeln der Veranstaltung brach, nach denen live gesungen und gespielt werden soll, ohne Playback.

Mona Lisa taute recht schnell auf, sobald sie zu singen anfing und trug eigenes Material vor. Sie hat auch schon bei „Deutschland sucht den Superstar“ mitgemacht. Der Gesang war stimmig, wenn auch mal der eine oder andere Ton nicht zu 100% getroffen wurde. Der Gitarrist ergänzte ihre Stimme auf angenehme Weise, der ganze Vortrag erhielt dadurch etwas mehr Tiefe und Volumen, was bei der zarten Stimme nicht schaden kann. Aber auch ihr eigenes Giterrenspiel beim zweiten Lied war sauber und passte gut zu ihrem Gesangsvortrag.

Auf jeden Fall merkte man ihr an, dass sie gern und viel singt, der Auftritt war recht professionell und facettenreich. Hier darf man für die Zukunft noch einiges erwarten.

Fazit: Ein schönes Gesamtpaket, das sicher in Zukunft noch so manche Hochzeit bereichern wird, da man sie für derartige Anlässe auch buchen kann.

Blueste sich energetisch durch seine Nummer: commander 61

Hier fällt es mir tatsächlich relativ schwer, etwas zu schreiben, um das verrückte Gesamtkunstwerk mit dem Namen „commander 61“ zu beschreiben. Ein Sänger, der aussieht wie aus einer amerikanischen Blueskneipe, mit Hut und Sonnenbrille, mit einer Akustikgitarre, stark verzerrt, und nicht nur eigenen, sondern sehr eigenen Liedern.

Das Lied des Abends war meiner Meinung nach etwas ungünstig gewählt. Angekündigt als „Protestsong“ mit einer kleinen Vorgeschichte entpuppte sich das Lied dann als eine pausenlose Aneinanderreihung zweier kräftiger Schimpfwörter, die spätestens nach der zweiten Wiederholung den „Protestgedanken“ fast völlig vergessen ließ. Das Gitarrenspiel war minimalistisch, der Gesang war mehr gesprochen als gesungen.

Fazit: Verrücktes Gesamtkunstwerk, aber musikalisch brauche ich das leider nicht nochmal.

Die Künstlerin „Ropa“ musste leider krankheitsbedingt absagen.

Änderte zwar nichts am Ergebnis, aber kürte die Zweitplatzierte zur Siegerin der Theaterherzen: Das Applausometer

Schön fand ich, dass die drei Erstplatzierten (Brennpunkt, Sylvenklang, Mona-Lisa) in einer zweiten „Zugaberunde“ nochmals auftreten durften und die Sieger (Sylvenklang, Mona-Lisa) sogar noch ein drittes Mal.
Das Publikum, das im Lauf der Show noch auf knapp 40 Personen angewachsen war, sah das ähnlich und schrie, klatschte und tobte aus Leibeskräften – so wünscht man sich das als Künstler.

Zum Abschluss noch die Platzierungen:

Platz 3: Brennpunkt
Platz 2: Sylvenklang
Platz 1: Mona-Lisa

Wer nicht dabei sein konnte, hat die Möglichkeit, sich den ganzen Abend auf https://vote.musoc.de/livestream nochmal anschauen, wie auch frühere Ausgaben des SongSlam.

Der nächste SongSlam findet dann übrigens nach der Sommerpause statt, am 01.09.22, wieder um 20:00 Uhr im Theater Drehleier.

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