Hochkultur beim 79. MuSoC: Jenson knapp vor Andrei
Die Infektionen bleiben auf högschdem Niveau, es lauert die nächste Variante mit X und wer weiß wie lange dieses Zeitfenster der freiwilligen Selbstverpflichtung noch offen ist. Das Publikum war am 7. April 2022 jedenfalls noch nicht ganz sicher, ob es sich in die Drehleier trauen kann. Hätte es können, es gab noch freie Tische und viel Abstand. Aber viele blieben Zuhause. Da aber inzwischen jedes Event gestreamt wird, kann man MuSoC auch auf der Couch verfolgen – und voten. Insofern wurde es im April wieder ein sehr schöner hybrider Abend mit tollen Acts aber leider diesmal ohne Frauenanteil. Schade. Also, liebe Künstlerinnen ohne Sternchen, bitte wieder fleißig anmelden und gewinnen.
Die beiden Moderatoren Sebastian und Bohlmann waren wieder in ihrem Element auf der Bühne. Unermüdlich im Kampf um jeden Zuschauer und die Einschaltquote. So kennen wir sie. So lieben wir sie.
Leider sind aufgrund der Pandemie nicht alle 8 Acts am 7. April dabei. Zuletzt hatte die einzige Künstlerin absagen müssen und der MuSoC ging mit 7 Herren in 6 Acts ins Rennen.
Den Anfang machte Gerhard Kopper. Es gab mal einen Hilmar, der kümmerte sich hauptsächlich um Peanuts. Gerhard hingegen kümmert sich um die bayrische Mundart in gesungener Form. Das gab es beim MuSoC schon häufig und auch der Herr Bohlmann ist ein Vertreter dieser Zunft. Gerhard singt nun aber nicht über Käse sondern über die Liebe. Und das Leben mit und ohne diese. Besonders ohne. Eigentlich.
Der zweite Künstler ist ein Innovationstreiber. Oder anders gesagt: so einen hatten wir noch nie. Andrei Vinnik, Münchner mit russischen Wurzeln brachte uns das erste Mal ein vertontes russisches Gedicht von Gogol auf die Nebenbühne. Und als zweites gleich noch ein Gedicht von Hannah Arendt, die nun wirklich nicht für ihre Poesie bekannt war. Andrei tat dies mit viel Pathos und Erfolg.
Der StarDog Champion aus Ulm ist ein wahrhafter Singer Songwriter aus dem Lehrbuch. Gitarre, Stimme, Tattoos und Bart sind die Attribute. Ein bisschen Arizona in Haidhausen. Sein Song Phoenix thematisiert ebenjenen und seine Auferstehung aus der Asche. Ein Roadmovie Song, ein Roadmovie Artist. Hier stimmt alles und wir sind froh, den Champion nach seinem Auftritt im virtuellen MuSoC diesmal live auf der Bühne zu sehen.
Ein Münchner mit dominikanischen Wurzeln ist auch noch nie auf der Drehleier Bühne im MuSoC gewesen. Und so freuen wir uns ganz besonders über Manuel Andre, der englischen und deutschen Pop schreibt und singt und dies auch noch in nahtlosem Übergang. Manuel meinte in seinem englisch gesungenen Song, man solle ihn bloß nicht unterschätzen um dann in bester Medley-Manier fortzufahren und mit der Holden ein Fläschchen Wein zu genießen. Und wahrscheinlich noch mehr.
Die Überschrift “Band ohne 2 macht solange Urlaub im Auto bis der Hahn kräht” versteht nur, wer im MuSoC 79 dabei war. Wer nicht dabei war hat was verpasst. Nämlich die Nürnberger Jungs von IT goes X. Die sind normalerweise zu viert, haben den Drummer zuhause und den Bassisten im Publikum gelassen. Auf der Bühne waren dann am Ende nur die Trompete (gab es auch noch nie im MuSoC) und die Gitarre des Frontmanns Tobi. Und die beiden haben den Refrain ihres Songs “Urlaub im Auto” einfach so lange wiederholt bis der berühmte MuSoC Hahn die 6 Minuten auskräht. So kann man es auch machen.
Wo wir grad dabei sind, noch eine Überschrift: “Ed Sheeran und Jenson fliehen vor Polizei am Odeonsplatz.” Unser letzter Singer-Songwriter Jenson, Wahlmünchner und Straßenmusikant spielt regelmäßig mit Ed Sheeran am Odeonsplatz in München. Der Ed Sheeran? Naja, indirekt. Jenson spielt eine Ed Sheeran Gitarre vom Gitarrenbauer Lowden. Und manchmal muss man sich als Straßenmusikant in Münchens Innenstadt mal sehr zügig vor dem Ordnungsamt in Sicherheit bringen. That’s the story. Jenson spielt neben Gitarre auch Klavier und klingt so ein bisschen nach Reibeisen wie ein junger, weißer Soulsänger. Ihr wisst schon. Wir durften ihn später noch einmal sehen und hören.
Um eine lange Geschichte endloser Zugaben abzukürzen: Jenson musste noch mal ran. Ebenso wie Andrei und Manuel. Denn die Drei waren am Ende punktemäßig vorn. Und wieder einmal musste man sagen: nur punktemäßig. Denn alle hätten es verdient. Manuel konnte die drittmeisten Punkte des Votings der Zuschauer im Theater und Online erreichen und für Andrei und Jenson gab es noch um den ersten Platz ein kleines Applaus Battle. Die Punktedifferenz war weniger als 10 Punkte. Die Zuschauer klatschten am Ende Jenson nach vorn, der aber ohnehin hauchdünn führte. Wir beglückwünschen alle Teilnehmer zu einem fulminanten Abend und Jenson zu den meisten Votes, einem Gutschein von Thomann und der Finalteilnahme am Jahresende.
What a night. So viele gute Musiker. Leider nur -er. Denn -innen waren nicht dabei. Das muss wieder anders werden. Vielleicht schon beim nächsten Song Slam, dem MuSoC 80. Bitte den 5. Mai im Kalender markieren, dann anmelden und allen Bescheid sagen, dass sie kommen sollen. Hoffentlich im Theater live und in Farbe.
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