Fabulöser voller Februarslam

Wieder einmal ein volles Haus in der Drehleier.

Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass man in der Drehleier am ersten Donnerstag im Monat tolle Nachwuchs-, Kleinkunst- und Überzeugungskünstler hören und sehen kann. Dem Zustrom im Januar stand dieser Februar nun in nichts nach. Und nachdem beim letzten Mal ein Gast aus den USA den Saalpreis gewonnen hat, konnte sich diesmal ein Salzburger über zwei Freikarten freuen. Das Publikum wird immer internationaler, die Künstler sind es sowieso.

Opening Act Elle A., unsere evening hero vom Januar Slam.

Der Abend wurde von der Gewinnerin des Januar Slams Elle A. (Ja genau, dort wo es niemals regnet) eröffnet. Und man muss zweimal hinhören, wenn man ihre Anmoderation mit ihrer Gesangstimme vergleicht. Was sie am Klavier ins Mikrofon bringt ist wahrlich eine Gewinnerstimme. Und weil Elle so schön unblond ist, schenkte sie uns als zweites Lied auch eine versunkene Coverversion des One-Hit-Wonders What’s up von den 4 non blondes.

 

 

 

Richter und Lippus huhuhuten sich in die Herzen der Zuhörer und am Ende ziemlich weit nach vorn.

Und dann rollte das Hauptfeld auch schon los in der Drehleier. Das Duo Richter und Lippus, das trotz anderslautender Gerüchte keine Kanzlei betreibt, bekam die ersten six minutes of fame und nahm uns musikalisch mit auf ihren Roadtrip durch UK. Am Ende konnte zwar immer noch niemand superkalifragilistikexpialigetisch sagen aber die akustischen Reisen des Duos ging den meisten Zuhörern gut ins Ohr.

Der zweite Act war die Rap-Combo WieSchall. Natürlich ist der Name ein Wortspiel und eigentlich liegt alles an dem heißen Inder. Denn der heißt Vishal und ist der Frontmann und hatte Anekdoten aus dem Familienalbum und Empfehlungen aus dem Dschungelbuch dabei. Alles cool und völlig klischeefrei. Und ohne Curry.

Wenn man Lukas heißt und aus Nürnberg kommt, liegt nichts näher als sich Frederik zu nennen. Klingt komisch, aber wenn das musikalische Vorbild nun mal so heißt… Der Nürnberger wirkte riesig hinter seiner Gitarre, was aber mehr am Instrument lag. Dem komplexen Saiten-Anschlag tat das aber keinen Abbruch. Frederik konnte ebenfalls schon Auftrittserfahrung in Pubs in UK sammeln. Das adelt.

Der Thüringer Chris stellte musikalisch sein neues Leben vor. Den Anfang machte er mit der online Bestellung eines Hemdes – und kaufte zwei Nummern zu klein. Mutig: er trug es trotzdem. Die zweite Botschaft ging an alle, die ihm auf den Sack gehen. Der Saal wußte genau worum es geht, klatschte rhythmisch mit und mußte am Ende nur vor den Tempowechseln kapitulieren.

Max Ashner: vom Songwriter zur Volksmusik ist oft nur ein Akkord unterschied.

Max Ashner kam mit großem Gepäck in der S-Bahn: seine Ovation Gitarre und einen Karton mit CDs. Seine letzte CD wurde in L.A. (Nein, nicht Elle A.) und München aufgenommen. Nach zwei Beweisen seiner seriösen Songwriterkunst wurde als Zustupf das Kufsteinlied angestimmt, denn in L.A. gilt Max als Held der amerikanischen Oktoberfeste. Und man glaubt es nicht, das Publikum sang mit. Am Ende hat es Max jedenfalls nicht geschadet. Und die Schuhe durfte er auch behalten.

Maik Negraschus versuchte sein Glück in irischen Pubs (und damit fast auch in UK) aber mit deutschen Songs. Was davon blieb war der Bart. Maik verpackt TV Kritik in seine Songs, wo er auch schon mal den Bachelor trifft und um ein Autogramm ersucht. Gut, wer den Bachelor jetzt nicht kennt hat nichts versäumt und Maiks Botschaft verinnerlicht. Als am Ende der zwei Songs noch Zeit war, gab Maik ein Gedicht zum Besten. Kommt auch nicht so oft vor beim musoc Song Slam.

Zimmer 212 sind klassische Wiederholungstäterinnen. Genau 2 Jahre zuvor im Februar 2016 konnten Simone und Karin sich noch über einen dritten Platz freuen. Auch 2018 gaben die beiden alles und führten Bill Ramseys alte Geschichte ins neusprachliche weiter fort indem sie vom Krimijunkietum sangen. Am Ende läuft aber nichts ohne eine vernünftige Leiche.

Der letzte in der Reihe war Otis Miller, der (einzige?) echte Münchner Vorstadtbengel. Sein Bild auf die Heimatstadt ist geprägt von den städtebaulichen Veränderungen einer prosperierenden Millionendorfmetropole: die Abrißbirne trifft die dicke Dirne. Wer länger als 5 Jahre in München gelebt hat, weiß worum es geht.

Wer genau hinsieht, kann die Münze von Sascha Manuel im Glas, Verzeihung, im Barwettenpokal fallen sehen.

Wer von Euch hat sich noch nie eine vernünftige Barwette zur Aufpeppung eines langweiligen Abends am Tresen gewünscht? Im musoc #open 45 konnten wir mit Sascha Manuel einen deutschen Meister dieser Kunst begrüßen. Wie kriegt man Münzen ins Glas? Wie bekommt man den Karo König auf den Tisch? Und wieviel Nacho Chips verträgt ein junger Hund? Diese und andere Fragen wurden von Sascha beantwortet. Die Frage nach dem Schuh allerdings nicht.

Nach der Pause ist immer vor der Kür. Am Ende der Auszählung fand sich Otis Miller auf einem hervorragenden dritten Platz wieder und wurde mit dem üblichen Prostpreis belohnt. Richter und Lippus sowie Max Ashner mussten – oder durften – nochmal ran, denn sie waren die Finalisten. Das Duo berichtete uns sodann vom schweren Abschied der operativ verlustig gegangenen Mandeln während Max sehnsuchtsvoll die white cliffs of Dover besang.

Seid umschlungen, Drehleierer, von Max Ashner, unserem musoc evening hero #open 45.

Am Ende konnte Max einen Vorsprung von 11 Punkten für sich verbuchen und damit als zweiter Gewinner des Jahres 2018 in die Geschichte eingehen. Ein großes Hurra und Dank an alle Teilnehmer.

Ein bunter Abend mit tollen Bands und einem würdigen Gewinner ging zuende und am Ende durfte jeder seine Schuhe behalten.

Wir sehen uns wieder in 4 Wochen. Jetzt schon anmelden!

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