Den siebenundsiebzigsten MuSoC Song Slam holen sich PamPeerPhia vor Loo.K.
Wieder einmal aus dem virtuellen Raum aber zur üblichen Zeit meldet sich der MuSoC mit seiner 77. Song Slam Ausgabe im Februar 2022. Die Corona Welle schwappt omikronös über Deutschland in endemischen Höhen und es war einmal mehr die rhetorische Frage: Wer kommt unter diesen Bedingungen freiwillig in die Drehleier? Keiner. Also wieder an die Laptops und das ganze ins Netz verlegt und auf bessere Temperaturen ab März oder April gehofft. Die Herren Bohlmann und Sebastian begrüßten also nun zum insgesamt 77. Mal wieder 8 Acts, tolle Musikerinnen und Musiker, die um einen der begehrten Plätze im Dezember Finale singen und spielen. Dann hoffentlich wie auch 2021 in der Drehleier vor Ort in München.
Wir kennen das virtuelle Prozedere ja schon und somit ging es in alter Frische los mit der wilden 77 und dem ersten vorher eingesendeten Video von Annika Lange aus München. Annika kommt ursprünglich aus Essen und ist beruflich in München hängengeblieben (sowas solls geben) und hat hier ihre musikalische Entwicklung geboostert. Ihr Song High and Low ist eine langsame Pianosoulballade, die von Annikas stimmlichen Dynamik lebt.
Sabrina Catowiez aus Bamberg hat nicht nur Musik als Leidenschaft sondern auch bildende Kunst und Performance. Passenderweise kann sie ihr Studio auch gleich mit eigenen Bildern ausstatten. Nach dem MuSoC Lieblingsmotto “again what learned” bringt uns Sabrina ein für uns neues Instrument mit, eine E-Saz, eine elektrischen Langhalslaute. Ganz in rot gehalten loopt sich Sabrina mit der E-Saz durch ihren Song A night at Loch Lomond. Ihre dunkle Stimme und das Instrument beamen uns akustisch in die schottischen Highlands, den Glen Luss lässig in der Hand schwenkend.
Ein Saarländer ist selten im MuSoC wie überhaupt in der Republik. Umso mehr freuen wir uns, dass mit Nils Breitenbach ein solcher es in unser Programm geschafft hat. Nils’ musikalische Erzeugnisse sind derzeit auf Soundcloud hörbar und noch eher fragmentös, aber der globale Durchbruch steht unmittelbar bevor. Vielleicht muss man eventuell noch ein bisschen an der Blockflöte arbeiten, aber dann… Sein Song Eigentlich ist ein Traum, also eigentlich sein Traum, denn die Melodie wurde ihm im Schlaf in die Wiege gelegt. Eigentlich – ein Wort das eigentlich niemand gern hört.
Das Münchner Trio Pam Peer Phia hat sich erst über ihr gemeinsames musikalisches Projekt gefunden und das auch erst im September 2021, ist also noch ganz frisch. Sophia ist am Keyboard und Vocals, Pam ist an den Drums und am Cajon und Peer spielt Gitarre und vokalisiert ebenfalls. Ihr Song über Achilles ist ein groovig-rockiges Stück mit den 2 Stimmen von Sophia und Peer und man merkt, die drei haben ordentlich Spass. Und die zwei Spontantänzer ebenfalls. Dabei haben wir auch noch ein bisschen was über griechische Mythologie gelernt. Das nächste Mal bitte auf der Bühne statt im Wohnzimmer und die Halle geht ab.
Der nächste Act ist ebenfalls ein Lokalmatador aus München. Lukas Loo.K. (luh-käy) ist von Haus aus Gitarrist und ist inzwischen in deutschen Texten unterwegs. Loo.K. nutzt wie auch Sabrina die Loop Station (musste bei dem Namen ja sein) und thematisiert in seinem Song Glas das klassische Problem, dass man nach längerer Zeit des sich-nicht-sehens so viel zu sagen hat, dass man nicht zu Wort kommt. Wie das geht und wieviele Gläser dabei halb geleert werden, sollte man hier nachhören und sehen. Lukas beherrscht sein Instrument, seine stimmliche Intonation und sein Badezimmer.
Rieke, Fred, Guido und Gerhard sind gopublic aus Leonberg. Die eher kompromisslose Indie-Rockband besteht aus 2 Gitarren, Bass und Drums und singt in englisch seit 2019. Mit diesem Jahr als Startdatum ist ja das Thema Corona quasi seit der Wiege omnipräsent für solch eine Band. Ihr Beitrag young hearts rockt über Menschen, über das Leben und eventuell noch den ganzen Rest. Ja, die gopublics sind eine Band die man auch dringend live im Club hören will, denn das ganze ist rund und stimmig und in anderen Songs dann sogar mehrstimmig. Sehr schöne Gitarrenriffs von Rieke.
Aus dem Allgäu zugeschaltet und eine alte Bekannte ist die LIA MEE, die sich unter ihrem Gebälk präsentiert. Ein bisschen Labsal für die MuSoC Seele darf sein, konnte Amelie doch nach ihren letzten Online Beiträgen besonders durch die Feedback Runden mit den Gästen dankbar eine Menge an Tipps und Hinweisen für sich mitnehmen. Und so soll es ja auch sein. Ihr deutscher Song, das Wutlied handelt von der Wut als Energieform mit der man umgehen muss oder – noch besser – das beste draus machen kann.
Nomi & Mac aus Reinbek bei Hamburg (wir älteren, die noch echte Bücher im Regal haben kennen noch den Rowohlt Verlag) haben den Preis für die nördlichsten Teilnehmer in diesem LineUp gewonnen. Sie sind seit 15 Jahren musikalisch on Tour. Zuerst mit Punk und seit 5 Jahren mit dem Blues im Gitarrenkoffer. Niemand geringeres als die DeeDots befinden sich in ihrem musikalischen Freundesnetzwerk und haben die beiden überredet beim MuSoC aufzulaufen. Normalerweise in englischer Sprache wird hier mal in Deutsch performt. Ihr Song Oh Corona, eine Hommage an Karola Petersen aus Nordstrand, behandelt in feinstem Blues den aktuellen Corona-Scheiss. Live aus dem Wohnzimmer in Reinbek.
Es ist das kleine schwarze Telefonbüchlein von Herrn Sebastian, in dem so wunderbare Musikerinnen wie Sandrina Sedona zu finden sind. Und das beste ist, wenn man sie braucht, dann kommen sie und unterstützen den MuSoC mit ihrer Expertise. Im Mittelteil der online Ausgabe gibt es wie immer eine Feedbackrunde mit einer Person, die in der Musik großes erreicht hat und die unseren Teilnehmern ihre Geheimtipps dalässt. Beim 77. MuSoC war dies keine geringere als Sandrina Sedona. Ihre Liste der Bands und Musiker mit denen sie gesungen hat und auf Tour war ist so lang, dass WordPress hier einen Aufpreis für die Website verlangen würde, wenn wir sie hier alle aufzählten. Deshalb bitte selber schauen bei sedona-music-academy.com. Sie hatte so viel detailliertes Feedback für unsere Teilnehmer auf dem Zettel, dass wir kaum zum Ende kamen – wie damals im linearen Fernsehen: “die nachfolgenden Sendungen verschieben sich um 30 Minuten.” Ein großer Dank an Sandrina, es war ein wahres Fest, sie bei uns zu haben.
Nach der Feedbackrunde kommt immer der Teil, der zwar am spannendsten ist, aber fast immer den tollen Einsendungen nicht gerecht wird. Denn einer muss gewinnen und alle hättens verdient. Wer konnte sich durchsetzen?
Den Prostpreis hat sich Nils Breitenbach geholt und damit einen Thomann Gutschein in Höhe von 25 Euro gewonnen. Wir durften seine Zugabe Wenn Du anrufst anhören und lernen, dass dann die Kanadier nicht mehr frieren. Auf den zweiten Platz konnte sich Loo.K. setzen, der in seiner Zugabe von durchtanzten Nächten in Münchner Milchbars um halb 4 erzählte, so ein bisschen in Wolf Maahn Manier. Ein wieder sehr schön instrumentalisierter Gitarrensong.Den ersten Platz konnten Pam Peer und Sophia aber für sich claimen, die in ihrer Zugabe ein ruhigeres Bild von einer Reise in den Winter beschrieben und eine schöne Melancholie einfangen konnten.
Und somit war der 77. MuSoC wieder einmal ein Feuerwerk hochklassiger Musik. Wir hatten Wiederholungstäter, Storyteller, Nordländer und Schwabenrocker am 3. Februar zu Gast und natürlich einen ganz tollen Gast mit Sandrina Sedona. Der MuSoC 77 war wieder ein Fest der Musik und so wird bestimmt auch wieder die Nummer 78. Jetzt anmelden, Termin merken, in die Drehleier kommen und die wunderbare Welt der Musik abfeiern.