Conny und Sven, das Traumduo des Song Slams, oder? MuSoC Finale 2024 kürt Gewinner.

Was es mit dem komischen Titel für diesen Text auf sich hat? Ganz unten steht’s. Empfehlung: alles Lesen und die Spannung aufbauen. Alternativ: runterscrollen bis kurz vors Ergebnis (gehört ihr auch zu denen, die zuerst die letzten Seiten ihrer Bücher lesen?).

Das Finale im elften Jahr Munich Song Connection fand am 5. Dezember 2024 in der Drehleier zu München statt. Und alle waren gekommen. Diesmal waren gar die bestplatzierten der beiden letzten MuSoC Jahre qualifiziert, da 2023 kein Jahres-Finale stattgefunden hatte. Wir erinnern uns an den 7. Dezember 2023, da gab es ausnahmsweise das Finale der Dekade.
Finals sind ja immer der End- und Höhepunkt des Turniers. Und die Acts des Abends, besonders ein Act, brachten uns Höhepunkt um Höhepunkt des Abends auf die Bühne der Drehleier. (Achtung, doppeldeutig)


Zunächst aber wurden die Herren Bohlmann und Sebastian wieder auf die Bühne gelassen, um gewohnt unorthodox durch den Abend zu führen. Mehr noch, der Herr Sebastian hat eben gerade im November sein neuestes musikalisches Baby zur Welt gebracht und wurde von Herrn Bohlmann später auch als Multi-Projekt-Musiker geadelt. Es gab also neben hochklassiger Singer-Songwriter Performance auch jede Menge Premierenflair aus dem Hause Sebastian. Aber der Reihe nach.

The moon 2000 – Ein Flashback

Martin Groß bringt alte Zeiten zurück. Ich denke bei the moon 2000 zuerst mal daran, dass die 2000 seinerzeit DIE Zahl der Zukunft war, vielleicht noch getoppt durch 2001. Mit “seinerzeit” meine ich das letzte Jahrtausend, als Ecki Stieg noch überregional im Äther war und musikalische Projekte der Art wie das von Martin grenzwellig verbreitete. Ecki Stieg gibts immer noch, habe ich gerade herausgefunden. The moon 2000 gibt’s wieder, denn Martin hat nach längerer Pause wieder den Stecker eingesteckt und beglückt wieder neue und alte Fans der IDM Elektro Szene.

Stefy – Das Mädchen mit der Gitarre

Die Münchnerin, Zweitplatzierte des 90. Song Slams ist im besten Sinne klassisch pur unterwegs. Gitarre und eine klare, feste Stimme. Mehr braucht sie nicht. Sie ist die klassische Singer-Songwriterin, die auch schon mal andere für sich Songs schreiben lässt (Vielen Dank, Michelle) und diese gekonnt und mit hervorragender stimmlicher Sicherheit darbietet. Ihr erster Song thematisierte die Begleitung der göttlichen Kraft in alltäglichen und unalltäglichen Situationen. In ihrem zweiten Song wollte Stefy mit jemandem wegrennen, und wir gehen davon aus, daß dies der Beginn eines Roadmovies sein soll und nicht etwa das Ende eines Banküberfalls. Alles in allem, ein klarer Fall für den MuSoC Song Slam: eine Künstlerin, eine Gitarre und ein begeistertes Publikum.

Marina Marie – Von leicht bis toxisch

Noch in frischer Erinnerung vom letzten Song Slam des Novembers, war Marina Marie als Gewinnerin innerhalb eines Monats schon wieder auf dieser Bühne. Diesmal ging’s um alles. Im November noch mit elektronischer Unterstützung, konnte Marina nun zusammen mit Support Flo an der Gitarre ihren frischen Deutsch-Pop-Song “Leben leicht” vortragen. Aber es ist nicht alles leicht im Leben, manchmal geht es auch toxisch zu, in Beziehungen. Marina verarbeitet textlich also die gesamte Bandbreite im Beziehungsgeflecht zweier Menschen. Auf der Drehleier Bühne präsentieren sich Marina und Flo aber im Motto des ersten Songs, harmonieren sehr schön, sehr leicht und überhaupt nicht toxisch.

Quincy Sean – Das beste aus 2 Welten

Unser Sieger des Februar 2024 Slams muss schon langsam genervt sein, dass er jedesmal seinen Namen erklären muss. Denn wie bereits im Februar beschrieben, haben Quincy Jones und Sean Connery keinen connect, außer dass Quincy Seans Eltern offensichtlich beide irgendwie gut fanden. Was man verstehen kann. Jedenfalls ist es besser als Dieter Ralf. Ich habe recherchiert: es hat lediglich mal einen Song gegeben, den Soul Bossa Nova, der mal in einer James Bond Parodie von Austin Powers verwendet wurde. Aber mehr auch nicht, nicht in einem Connery-Bond. Unser Quincy Sean hier im MuSoC Song Slam kombiniert gerne Akustik und Elektro miteinander. Mit der Loopstation, einem Zaubergerät das schon häufiger in der Drehleier zu hören war, spielt er sich selber mehrfach ein und holt sich wieder raus, im Chor, als Orchester und mehrstimmig. I don’t want love ist sein Motto.

Anna Meid – Die Zweitstimme zählt

Passend zum Duo Anna und Amira, die zwei Stimmen auf die Bühne bringen, hatte Herr Sebastian fürs Publikum noch einmal den Hinweis parat, wie die Stimmen abgegeben und gezählt werden. Und wie im MuSoC, spielt auch bei Anna und Amira die Stimme, hier besonders die Zweitstimme eine entscheidende Rolle. Minimalistisch in der Gitarrenbegleitung, sehr ruhig und etwas folkig, leben Annas und Amiras Songs von dem Zusammenspiel ihrer sich überlagernden Melodien. Und das ist einzigartig auf der Drehleier Bühne im Finale 2024, und kommt besonders gut im Publikum an.

Andi Welt und die Planeten – Pop-Rock goes MuSoC

Mit dem Globus in den Händen sitzt Andi zwischen seinen 3 Planeten und lacht in die Kamera. So präsentieren sich die Pop-Rocker auf ihrer Homepage, Andi, Tobi, Willy und Börgi. Gerade mit aktueller EP “Schublade” im Gepäck touren und rocken sie durch die Bühnen und Treppenhäuser dieser Republik von München bis Hamburg. In der Drehleier fragen sie sich und uns, was wohl wäre, wenn das der letzte Song wär. Wir hoffen ja nicht, lieber Andi, da kommen hoffentlich noch mehr von Euch. Für den Auftritt vor der Pause war es aber zumindest der einzige Song, denn Andi und Band brachten eine 6-Minuten Maxi Power Version bis zum Hahn auf die Bühne. Dieser letzte Song ist auf jeden Fall ein langer.

Conny Berger – Songs für nach 11

Therapeutisches Singen, gar noch angstfrei, auf jeden Fall aber nicht jugendfrei – das ist das Genre von Conny Berger. Wer sie auf die Bühne kommen sieht, wird zunächst nicht erwarten, dass bei Connys Songs um Dinge geht, die vielleicht eher nach 11h abends gestreamt werden sollten. Denn sie gibt uns Einblicke in die untersten Schubladen digitaler Interaktionen zwischen Mann und Frau. Wer sich jemals eine Dating-Plattform angetan hat, ist garantiert nicht von Anzüglichkeiten und fotografischen Darstellungen geschlechterbestimmenden Körperregionen verschont geblieben. Dies traurige Zeugnis der falsch-gefühlten Anonymität in der digitalen Welt trieb Conny in die therapeutische Arbeit mit und für sich selbst. Und am Ende auch uns. Denn heraus kamen Geschichten und Höhepunkte über P*, D*-Pics, S* und andere * in Mundart, die uns den Spiegel vorhalten und zum Lachen oder Weinen oder beides bringen. Und bayerische Mundart funktioniert bei der Verballhornung solcher Themen ja hervorragend.

Sven Ormen – Von Bayern 3 auf die Drehleier Bühne

Der letzte Act, Sven Ormen ist nicht nur der Gewinner des April Songslams sondern hat auch ordentlich radiotaugliche Songs im Gepäck. Wenn der Münchner aus Regensburg loslegt, rockt das Haus. Und wenn Sven seine Songs ankündigt, ahnt man noch nichts von der geballten Power, die seine Rockstimme ins Mikro stemmt. Mehr als eine Gitarre braucht er zwar grundsätzlich nicht, aber mit Band und arrangiert stimulieren seine Songs unsere Tanzbeine umso mehr. Ein Tipp: auf youtube in den Song “Lonely” reinhören. Die Drehleier und auch der ein oder andere Online Voter waren offensichtlich begeistert.

Und dann kam wie immer die halbe Stunde der Wahrheit. Nach dem Hinweis in eigener Sache, dass die Abstimmung zuende ist wenn die Abstimmung zuende ist, geht es in die Pause, um allen Abstimmenden die Abstimmung zu ermöglichen. Aber dann, nach der Pause ist vor dem Ergebnis und wie immer steigt die Spannung, wer es unter die letzten drei und dann aufs Podium nach ganz oben geschafft hat.

Doch vorher noch ganz kurz in eigener Sache: unser Gastgeber Herr Sebastian hat just ein eigenes Projekt veröffentlicht, den Wizard of Oz. Es geht um die Verbreitung von Falschheiten und andere Verwirrungen des Social Media Zeitalters. Wir gingen mit seinem Videobeitrag in die Pause und fragen uns, was man glauben darf, sollte, und wie es eigentlich kommt, dass so viele Menschen (und Trolle) so viel Unsinn verbreiten. Bitte unbedingt reinschauen in den Wizard of Oz, unter:

Soll ich es hier textlich in die Länge ziehen? Ich höre ein entschiedenes “Nein” von Euch. Also, direkt zum Punkt: Anna Meid mit Amira, Conny Berger und Sven Ormen waren die drei, die die meisten Stimmen auf sich vereinen konnten. Und natürlich gaben alle drei noch ihre Zugaben.

Den Prostpreis des Abends bekamen (Trommelwirbel) Anna und Amira. Was wiederum bedeutet, dass Sven und Conny die Plätze 1 und 2 unter sich ausmachen. Und nun kommt endlich die Auflösung des Titels, Conny und Sven. Sven kam in seiner letzten Anmoderation seiner Zugabe auf die Idee, “Conny und Sven” wäre mal ein treffender Name für ein Duo. Meine ganz persönliche Assoziation geht hier allerdings mehr so in die Volksmusik, was nicht so meins wäre. Und ich gehe mal davon aus, ebenfalls nicht Connys und Svens.

Am Ende kann es aber nur eine geben. Und das ist (Trommelwirbel) Conny Berger. Mit ihren feinen Beobachtungen männlicher Abgründe in der Balz hat sie das Publikum begeistert, ihre Fans mobilisiert und einen galaktischen Vorsprung vor Sven erspielt.

Einen großen, dicken Glückwunsch an die Meisterin der S*-Songs. Wir sind schon gespannt, wie sich ihre Songs im Studio machen. Denn das ist der verdiente Lohn des Abends und des MuSoC Jahres 2024.

Was für ein Jahr, was für tolle Acts, was für schöne Abende in der Drehleier. Bleibt uns gewogen. Auch im Jahr 2025 wird es wieder eine Munich Song Connection Song Slam Reihe geben. Wir zählen auch im 12. Jahr auf Euch. Ab Februar geht’s weiter.