74. MuSoC Song Slam: Jan vor Paul

Das ist das letzte – hoffentlich. Das letzte Mal MuSoC Song Slam online statt Live. Wir, der MuSoC Festausschuss und die Herren Sebastian und Bohlmann wollen im November wieder in der Drehleier rocken und MuSoCken. Nachdem nun schon behördlicherseits 2G und 3G Konzepte für Veranstaltungen eingeführt sind und wir, die wir mit Biontech geimpft sind in Zukunft sogar mit 5G ohne Handy telefonieren können (Obacht: Ironie), sollte das doch machbar sein. Werden wir MuSoC online vermissen? Ein bisschen vielleicht schon. Denn online war die Reichweite ein klein wenig größer als bis Augsburg oder Rosenheim. Unser weitester internationaler Teilnehmer Simon hatte sich in der 69. Ausgabe noch vor seinem Frühstück aus Australien zugeschaltet. Und auch ganz Deutschland war schon zu Gast, ob Hamburg, Berlin, Stuttgart oder Dresden.

Musoc Co-Host Michael Bohlmann im Gespräch mit Hubertus Nitsche

Der 74. MuSoC Song Slam begann mit Hubertus Nitsche, einem norddeutschen der in Köln lebt und musiziert. Als Gitarren-Fan baut er auch seine eigenen Instrumente und kann aus 8 Instrumenten inklusive Ukulele auswählen. Sein schöner Gitarren-Pick-Song An seidenen Fäden ist ein Herzschmerz Lied in Deutsch mit klaren Empfehlungen: “mach’s gut, mach’s besser, nur mach’s nie mehr so wie bisher.”

Umsteiger von Drums auf Bass auf Songwriting: Leon Winheim

Aus Karlsruhe kommt Leon Winheim, der eigentlich Trommler werden wollte bis die Schulband in der 6. Klasse einen Bass brauchte. Sein Beitrag vertont seine Interpretation von Günther Grass’ Blechtrommel in einen schönen Storyteller-Song in Englisch: beaten tindrums handelt vom Erwachsenwerden.

Jasna aus Freising ist guter Laune

Die Schauspielerin und Keyboarderin Jasna Schmuck aus Freising wäre für den Munich Song Contest normalerweise ein local Hero wenn wir denn in unserem Heimattheater Drehleier wären. Ihr aktuelles Album ist gerade beim Mischen und wird hoffentlich bald veröffentlicht. Sie hat sich mit dem Wechsel ihrer Sing- und Textsprache von Englisch nach Deutsch musikalisch freigeschwommen und ihr Titellied dann auch gleich so genannt, denn “stehenbleiben ist keine Option.”

Ein anderer Paul ohne Band.

Für die Band Different Paul aus Stuttgart ist kein echter sondern eben ein anderer Paul, ein Phillip bei uns online dabei. Er ist gerne mit drei anderen different Pauls unterwegs und huldigt dem Corona Blues mit seinem Song ordinary year, gespielt vor einem wasserwaagerecht ausgerichteten Bild und mit Mandoline sehr irisch-folkig.

Magdalena Jacob aka Solar Powered Moon Town belegt Platz 3

Die Solar Powered Moon Town wird vielleicht irgendwann von Elon Musk gebaut, in Berlin existiert sie schon heute. Das Projekt der gebürtigen Schweinfurterin Magdalena Jacob ist eine Gesamtperformance, die Musik erinnert an die Pionierin des Elektro-Synth-Avantgarde-Sprech-Wave-Acts von Anne Clark und die Lichtführung könnte man auch in den New Yorker Clubs der 70er wieder finden. Oder bei Dantes Inferno. Ein ganz starker, tiefgründiger Beitrag.

Frisch gebackener Papa Jan Wannemacher rockt die Bude auf bayerisch und gewinnt

Ebenfalls aus dem MuSoC Sektor kommt Jan Wannemacher, der als Münchner auch noch in Mundart singt. Als Norddeutscher bin ich ja immer wieder erstaunt wie man alles auch ohne “e” texten kann. Es geht: aus “anbandeln” wird o’bandln. Sein Lied ist eine sehr heitere, leichte, ohrwurmgefährdete Abhandlung über die Chemie zwischen zwei Menschen in zwangloser Atmosphäre. Es fehlte nur noch der bayrische Fachterminus “schnacksln” aber das kommt dann wahrscheinlich noch etwas später, im Fortsetzungs-Lied.

Mit Oldschool Einflüssen auf Platz 2 gewählt: Paul Reinelt

Paul Reinelt ist ein echter Paul und mit 23 noch ein Vertreter der MuSoC Jugend. Seine musikalische Heimat jedoch ist ein Erbe des väterlichen Plattenschranks, wie sonst kommt man auf die Beatles, Oasis, Fleetwood Mac als Vorbild. Nicht falsch verstehen, diese Bands sind es alle mehr als Wert und taugen mehr als jeder Forster zum Vorbild, aber eben auch schon seit 30-40 Jahren nicht mehr im Geschäft – und leider auch nicht mehr live zu erleben. Paul, der sich aus Sevilla zugeschaltet hat (Grüße aus Alicante – der Verf.), huldigt diesen mit seinem ruhigen Song To you through you.

Musoc Host Alex Sebastian mit Alex Perkins von Sonic Scandal

Zum Abschluss der musikalischen Beiträge gibt es noch einen Skandal, den Sonic Scandal, bestehend aus 4 Musikern aus England, die in München gestrandet sind und sich beim Jammen gefunden haben. Frontmann Alex Perkins gibt dem Lockdown die Schuld daran, dass sie sich von einer Coverband zu eigenen Songs entwickelt haben. Man hatte ja Zeit zu komponieren und zu arrangieren. Die Jungs haben Power, machen ehrlichen 70s Rock und marschieren musikalisch laut nach vorne mit der überaus positiven Botschaft it’s alright.

Feedback Gast: Stefan Weyerer mit seiner Band Kupfer und dem groovig-launischen Kratzer

Der Mittelteil im MuSoC ist immer ein Highlight. Der Herr Sebastian gräbt immer wieder so wunderbare Gäste aus, die sich das Lineup anhören und aus ihren Perspektiven kommentieren und wertvolle Tipps beisteuern. Und auch in der 74 war mit Stefan Weyerer ein Münchner in Berlin dabei, der u.a. mit Jasmin Tabatabai und Reinhard Fendrich tourte, mit 19 bereits einen Vertrag bei einem “major label” hatte und aktuell mit seinem eigenen Projekt Kupfer zusammen mit Nick Flade vor originaler 70er Tapete zu sehen und hören ist. Stefans energetische und positive Art haben alle Teilnehmer zu spüren bekommen. Denn zum einen war das Lineup der 74 wirklich wieder großartig, zum anderen ist Stefan detailliert in die Songs eingetaucht um das Gute zu feiern und das letzte Quäntchen Fokussierung vorzuschlagen. Wer Stefan noch nicht kennt, muss unbedingt reinhören: www.kupfer.jetzt.

Die Stunde der Wahrheit. Machen wir es kurz. Die Zuschauerinnen und Zuschauer haben gesprochen und gestimmt und die Solarstadt vom Mond, den echten Paul Reinelt und Jan Wannemacher auf die ersten drei Plätze gewählt. Man muss aber echt sagen, dass es jeder der anderen Acts auch verdient hätte und die Wahl wieder extrem schwer war.

Nach den drei Zugaben, wofür der MuSoC Festausschuss ja immer mindestens 2 Videos anfragt, kam die Auflösung.

Der Moment der Gewinnerverkündigung: Ein Feuerwerk über Jan Wannemacher

Jan Wannemacher hat mit seinen Liedern ohne “e” in bayrisch den Abend für sich entscheiden können. Paul und Magdalena kamen auf die Plätze. Es rieselte wieder Gutscheine von Thomann sowie die Qualifikation für die Teilnahme am Finale im Dezember und damit die Chance auf einen Studiotag in den Amperstudios.

Was für ein Abend, was für ein Lineup. Und auch wenn dies nun der hoffentlich letzte Abend online war und wir uns alle wieder auf Live Musik freuen, so hat es dennoch wieder die hohe Qualität der musikalischen Enthusiasten, Hobbymusiker und Halbamateure in ganz Deutschland gezeigt. Und es hat auch irgendwie Spaß gemacht. Besonders mit den Acts, den Gästen und auch der Energie und Beharrlichkeit des MuSoC Festausschusses, das ganze trotz Corona zu erhalten und weiter zu entwickeln.

Leute, im November gibt’s die 75, im Dezember dann ist Pflichttermin in den heiligen Hallen der Drehleier. Heute schon eintragen und reservieren: 4.11. für den MuSoC Song Slam 75, 2.12. für die Champions Night und schaut auf jeden Fall auch in den Sidekick Dreamland Woodstock Challenge am 24.10. rein, wo es um eine Reise in die USA in das Studio von Jerry Marotta geht.

Horridoo.

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