Elle A. setzt sich die goldene Krone 2018 auf. David Husz und CAT holen Silber und Bronze.

Eingetauschter Michi: Marchner (links) sprang für Bohlmann ein, weil letzterer anderswo einen anderen Preis in Empfang nehmen durfte.

Am Nikolausabend 2018 wurde in München, genauer in der Drehleier, Musikgeschichte geschrieben. Die schiere Stimmgewalt von Elle A. setzte sich gegen das unglaublich kreative Multitalent David Husz durch und ersang und erspielte sich damit einen Studiotag in den Weltraumstudios, einen Auftritt bei Munich Rocks 2019 und einen Gutschein über 150 Euro beim Musikhaus Thomann. Die junge, begnadete CAT landete auf dem dritten Platz und trägt sich damit als jüngste MuSoC drittplatzierte Jahresfinalistin aller Zeiten in die ewige Bestenliste ein. Bei diesem grandiosen Finale wurden aus Termingründen die Michis getauscht, denn Michael Bohlmann hat sich selber ins Finale des Sendlinger Haferlschuh Song Slams gekämpft und gab zeitgleich alles für die eigenen Meriten. Und es hat geklappt, denn er hat den Haferlschuh mit nach Hause nehmen können. So durfte dann Michi Marchner Co-moderieren, ein alter Freund den wir bereits im MuSoC als Partner von Herrn Sebastian und auch als hochkarätigen Pausenact (u.a. als Les Derhosn) begrüßen durften. Es wurde bunt und laut. Aber das quasi mit Ansage.

Gerrit und Maria eröffneten den Abend mit recht schwerer Kost

Opener Gerrit und Maria

Beim erfolgreichen Auswärtsspiel in Gröbenzell konnten Gerrit und Maria sich auf einen zweiten Platz spielen. Und wer das schafft, darf natürlich auch beim Heimspiel wie die Einlaufkinder mit auflaufen. Gerrit hatte sich bereits im Februar 2017 als Baur mit Burke nur dem späteren Jahresgewinner Alex Döring geschlagen geben müssen und kannte somit den MuSoC bereits. Die beiden gaben uns zu Anfang schwere Melancholie mit. Maria sang von Trennung und davon dass ihre Liebe ein animalisches Tier sei. Ob das wirklich ein gutes Zeichen für den Abend sein sollte? Nun, zumindest mit „Tier“ hatte sie schon eine Vorahnung gehabt.

Enzian Musik

Tobi Enzl ist Enzian Music. Und von einem, dessen Hardrock Band keine Lust auf akustisches Singer-Songwriting-Gedöns hatte, und der daraufhin sein Glück solo probiert, sollte man jetzt den Schwenk in die fröhliche, pop-rockige Stimmung erwarten. Im Prinzip hübsch gedacht und im Ansatz auch erkennbar, wenn da nicht ebenfalls der Herzschmerz im Zentrum der Geschichte stünde: Tobi wartet leider textlich sowohl noch auf die Sonne als auch auf die Angebetete.

Rüttelrock zum Mitmachen – Flying Wild

Flying Wild

Aber nun…. Flying wild war immer schon ein Garant für Rüttelrock. Spätestens jetzt sollte alles Mitgefühl für unglückliche Geschichten in der Tonne landen, denn jetzt „gotten we excited“ (AUA, das sind Anglizismen wie Auffahrunfälle, ich weiß, aber hätte ich es übersetzt mit: jetzt „wurden wir erregt”, hätte das eventuell eine leicht falsche Note bekommen). Der Song geht nach vorne los, was auch daran liegt, dass Philipp der Drummer / Didgeridoodler als Animator das Publikum aktiv anheizt. Die Innovation war ein Medley ihrer größten Hits, der nahtlose Mix von Let’s get excited in den Song Where has all your Power gone. Gone. Gone.

Cindy Marietta

Im April noch alleine und mit Wuschelkopf haben wir im Finale diesmal eine Cindy Marietta 2.0 erleben dürfen. Mit neuer Frisur und Unterstützung durch Gitarre, Cello und Cajon konzentrierte sich Cindy auf Gesang. Und das war feiner Pop. Als erstes wurde eine eigene Produktion gebracht, und die war singbar, tanzbar und durcharrangiert und machte der Combo sichtlich einen riesen Spass. Und auch das Cover “Too Close” von Alex Clare bedingte absolute Tanzpflicht. Das poppte und rockte einfach, es gab musikalisch keine Tränen und Michi war in seiner Abmoderation einfach aus dem Häuschen.

Elle A. singt sich zur Pole Position

Elle A.

Aber Herr Marchner war noch nicht ganz so glücklich mit der Interaktion. Er probte mit dem Publikum erstmal Applaus, also den finalen Finalapplaus. Mit diesem neu einstudierten Krach wurde dann Elle A. auf die Bühne getrommelt. Sie stellte Ihre Musik vor: “‘Going Home’ handelt von jemandem, der nach Hause geht.” Soweit, so gut. Konnten wir kognitiv erfassen. Aber die Frage war dann doch nicht ganz so trivial: geht er wirklich in das richtige Zuhause? Wer das wissen will, muss Elle A. singen hören. Aber eigentlich sind diese Fragen fast egal, denn wenn Elle zu singen anfängt, geht es einem komplett das Rückenmark runter. Ihre Stimme korrespondiert nicht direkt mit der zierlichen Erscheinung. Wie ein alter Single Malt: leicht rauchig, tief und -gründig, was für Erwachsene. Der zweite Song, ein Cover von Amy Macdonald (Under Stars) wurde der Mama gewidmet.

Manuel Winhart

Michi Marchner war wieder in seinem Ansagemodus: der geprobte Applaus ließ Haidhausen erzittern und holte Manuel auf die Bühne. Doch der schlurfte kontrastiös-gemächlich zum Mikrofon und flötete erstmal ein unprätentiöses “Na?” in die Nacht. Soviel Lässigkeit hat man nur als alter Profi. Oder mit einem Stresspuls von 40. Oder man weiß einfach was man kann. Und man kann. Man studiert ja auch Jazzgitarre. Und Manuel kann quasi alles am Spielgerät. Man sucht nach Vergleichen: im Text und der Stimmführung findet sich surferische Lässigkeit eines Jack Johnson. Nope, Manu, you don’t waste our time, mit Deinem ersten Song schon gar nicht. Dann haute er nochmal rein und es wurde wieder melancholischer. Herzschmerz hatte uns ja schon etwas gefehlt.

CAT wurde die jüngste Drittplatzierte aller Zeiten im MuSoC

CAT

…war die Entdeckung des letzten Slams 2018. Mit gerade an dem MuSoc-Tag fertig gestelltem Song wurde die 16-jährige Überraschungszweite im November. Michi prognostizierte CAT eine große Zukunft, allerdings sollten sich zukünftige Bandmitglieder unterordnen können, denn CAT weiß was sie will. Sie ist angetreten, um die jüngste MuSoC Finalgewinnerin in der Geschichte zu werden, nicht mehr und nicht weniger. Mit ihrem Song Angel ging sie zunächst ins Rennen. Der zweite Song entstand im Englischunterricht, in dem ein Gedicht über Refugees die Aufgabe war. CAT machte kurzerhand ein Lied draus: Look of hate.

Max „die Hose“ Ashner

Max Ashner

(Zuerst eine Richtigstellung: es war Cincinatti nicht L.A. – der Setzer). Max schwenkte den Abend zurück zu den großen Gefühlen. Er wollte sich bedanken, mit seinem Lied, bei jemandem. Er ließ weiteres allerdings im Unklaren. Die Menge tuschelte zuerst, aber dann schmachtete sie dahin. Er spielte die Klaviatur der großen Ballade. Große Gefühle. Danach flog er höher, zusammen mit seiner Karawane. Ein klein wenig abgelenkt wurden wir nur durch seine Hose. Wir erinnern uns an den Straßenverkehr in und um München. Und an die lokale Automarke mit den drei großen Buchstaben. Die fahren hin und wieder mal in wilden, schwarz-weißen, m.c.-escherigen Lackierungen in der Gegend herum, die jegliche Perspektiven umdrehen und die dritte Dimension verschlucken. Und die vierte und fünfte dabei auch gleich. Erlkönige nennt man diese Autos. So in etwa muss man sich Max’ Hose vorstellen. Michi war leicht verwirrt danach.

David singt schräge Geschichten von Vampiren, Werwölfen und schlimmerem

David Husz

Auch David kam zu uns in der zweiten Jahreshälfte. Als Tausendsassa, multilingual und vor allem phonetisch perfekt unterwegs, hat er (s)einer Emma einen Song gewidmet. Folgerichtig hieß der Titel: Woman. Die Gitarre für Emma war dabei so verzerrt, daß man sich ernsthafte Gedanken machen musste ob die Adressatin eine solche Hommage auch wirklich goutieren würde. Vielleicht aber auch gerade deshalb. Nach 4 Minuten war dann noch etwas Zeit. Spontan wechselte David das Instrument und suchte sich irgendeinen Thomas aus dem Publikum. Zufälligerweise war der auch Musiker und bekam nicht nur sein eigenes Lied sondern durfte sich auch seine Tonart noch selber aussuchen. G-Dur geht immer. Nur… was reimt sich auf Song Slam? Shazam! Und auf Thomas?

Jerry Marotta saß in seiner Kirche in Woodstock und verfolgte begeistert den Abend im Livestream mit und wedelte mit Handschuhen

Jerry Marotta

Nach der Pause ist vor der Auszählung und vor dem Gast-Act. Doch bevor dieser beginnen konnte, gab es noch eine Weltpremiere. Alex Sebastian stellte das neue Projekt vor, das er mit Jerry Marotta auf die Knochen gestellt hat: Journeys of a skeleton. Grob geht es darum, eine Song-Idee in verschiedene Richtungen um die Welt zu schicken (das ist digital heutzutage ja kein Problem) und aus allen möglichen Kultur- und Musikkreisen jeweils unterschiedliche Musikbausteine hinzufügen zu lassen. Damit können aus einem Song-Gerippe ganz verschiedene Endprodukte entstehen, die nebeneinander dann die reiche kulturelle Vielfalt der ganzen Welt widerspiegeln. Jeder bringt sich ein. Jeder kann den Song mit seiner Qualität veredeln. Und damit fallen alle Grenzen. Der zweite im Bunde ist der erwähnte Jerry Marotta, Drummer, Vollblutmusiker der mit Peter Gabriel, Paul McCartney, Hall & Oates, Robbie Robertson und anderen musiziert und produziert hat. Jerry wollte uns in in einer Live Übertragung sein Grußwort überbringen. Leider kam aus Woodstock kein Ton nach München und so mussten wir mit einem Grußlächeln vorlieb nehmen. Jerry Marotta wird am 2. April 2019 in der Drehleier seine Aufwartung zusammen mit seinem aktuellen Songwriting-Kollegen Flav Martin machen. Alex Sebastian ist dabei Special Guest und zusammen werden sie wohl auch ein paar Gabriel Songs zum besten geben. Bitte im Kalender notieren und schon mal freihalten.

Michi Marchner und Linus aka Linux

Michi Marchner

Der besondere Gastauftritt war an diesem Finalabend Michi Marchner vorbehalten, dem bayerischen Internationalisten, der uns indisch-australische Sakralmusik zu Ohren brachte. Die Instrumente: ein Abflussdidgeridoorohr sowie eine indische Grabschaufel, die durch zwei Gitarrensaiten aufgewertet wurde. Bei geschlossenen Augen wähnte man sich tatsächlich in einem Hindu-Tempel, den Klängen der vermeintlichen Sitar folgend. Macht man die Augen wieder auf, hatte man – nun ja – einen bayrischen Kleinskünstler mit Hut vor sich der aus unmöglichen Dingen Töne zaubert. Wir erfreuten uns fürderhin an einer Hommage an große aber tote Künstler respektive an der eigenen künstlerischen Mittelmäßigkeit, denn wir sind ja noch am Leben, an der Youtube Karriere eines Autofahrers mit Notdurft im Stau sowie am Altwerden. Scheisse, Baby mir wer’n oid. Und Linus, der Bühnenhund, machte es sich derweil auf der Bühne bequem und genoß sichtlich die gute Show

Ergebnisse

Die Karten waren gezählt. Die Spannung stieg. Der dritte Platz ging an CAT, die damit die jüngste Drittplatzierte in der Geschichte des MuSoC wurde. Die beiden ersten Plätze aber gingen an:

Elle A: Die Zugabe von Elle A. handelte dann von Facebook Anfragen die nicht so richtig klappen. Oder das Gefühl, wenn man sich denn mal durchringt einem netten Kommilitonen eine Freundschaftsanfrage zu schicken um dann festzustellen, dass im Status “In Beziehung” steht. It’s killing me war Elle’s Meinung dazu. Nach eigener Aussage so 15 Mal im Semester.

David Husz: Mit David Husz hatte der zweite der beiden bestplatzierten dann Zeit für die Zugaben. Er erklärte uns die Vampire free english town und gab – äh – keine wirkliche Antwort auf die Frage, was man eigentlich mit dem Studium der Phonetik anfängt? Aber das in bester phonetischer Manier.

Ein Tänzchen unter Siegern: Elle A. und David Husz

Gewinner

Am Ende gab es eine Gewinnerin: 144 Punkte konnte Elle A. auf sich vereinen. Das bedeutet für sie, einen Tag in den Weltraumstudios in München ihr Repertoire einspielen sowie das ganze dann bei Munich Rocks im Ampere zum besten geben zu können. Die Empfehlung ist, das am besten mit Band zu tun, denn da darf es ruhig laut werden.

Ein Gutschein über 150 Euro vom Musikhaus Thomann rundete den Gewinn ab, übrigens ging der auch an David Husz. Was für ein Abend. Was für ein MuSoC Jahr. Was für wunderbare Künstlerinnen und Künstler hatte die Drehleier wieder gesehen.

Und wie genial ist es, dass auch 2019 das neue MuSoC Jahr wieder am 3. Januar losgeht.
Dafür kann man sich als Künstler jetzt noch anmelden!

Doch bis dahin allen erstmal ein frohes Weihnachtsfest und lasst Euch reich beschenken.

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