68. MuSoC Songslam – Das Jahr beginnt mit Kashja

Ein frohes neues 2021 an alle Freunde des MuSoC. Der erste Songslam des neuen Jahres ist nicht nur der 68. der Weltgeschichte sondern inzwischen der dritte virtuelle hier beim MuSoC und ich prognostiziere mal, es wird nicht der letzte sein. Durchhalten. Das K…-Jahr 2020 ist jetzt rum. Es wird wieder. Besser. Aber kommen wir zum Wesentlichen.

Ein unwesentlicher Vorteil des Online-Formats, auf den ich aber gerne wieder verzichte ist die Pünktlichkeit. Während in der Drehleier immer genau zwischen 8 und Viertel nach 8 angefangen wird, startet der Stream online unbarmherzig um 8 Uhr. Und so war es der erste Donnerstag des Jahres 2021 um 20:00h als Conference Master Alex Sebastian auf den Knopf drückte und das MuSoC Spektakel startete.

Musoc Gastgeber Alex Sebastian und Michael Bohlmann mit Special Guest Oliver Hahn und mir

Am 7. Januar durften nun also elf Künstler und Bands ihre vorher eingeschickten Clips präsentieren. Und es war ein fulminanter Auftakt des MuSoC Jahres. Vorweg in der Intro von den Gastgebern, führte der Herr Sebastian eine wahnwitzige Idee aus, die in der Champions Night geboren wurde. Aus Gewinnern der letzten Jahre des MuSoC werden in einer noch zu organisierenden Challenge die MuSoC Legenden ermittelt, die dann zu einer Studiosession in den Dreamland Studios von unserem guten Freund Jerry Marotta eingeladen werden. Der Haken oder der Clou, je nachdem wie man’s sieht: das Studio ist in einer ehemaligen Kirche in Woodstock. Genau, die Matschwiese, das Woodstock von Joe Cocker, Santana, Jimi Hendrix 1969. Und das will geplant sein. An dieser Stelle wird es in nächster Zukunft immer mal Infos über das Projekt geben.

An jedem MuSoC werden Gewinner geboren. Und aus Gewinnern werden vielleicht MuSoC Legenden. Kommen wir also zu der Frage: Wer hat sich am 1. MuSoC ‘21 für diese höheren Weihen empfohlen? Dazu jetzt mehr in chronologischer Reihenfolge.

Lena aus dem Schwarzwald hat sich mit einem Protestsong beworben. Das Thema ist so alt und doch so aktuell: die ständigen Konflikte zwischen Auto- und Fahrradfahrern hat Lena in einen starken Song gepackt und ihn mit ihrer Gitarre engagiert vorgetragen. Wir haben gelernt: Einsfuffzig Mindestabstand ist nicht nur eine virale sondern auch eine pedale Sache.

Purple Popcorn ist ein Tochter-Mutter Projekt. Beide zusammen singen im Gospelchor und musizieren auch zusammen in ihrer Familienkombo. An der Gitarre und an der Snare Drum wird über Hoffnung gesungen, zweistimmig und mit viel Freude.

Die beiden Vollblutmusiker Kashja (Composer) und Ralph (Musical Director) covern normal gern mit weiteren Freunden alles was sich so wegrocken lässt, von AC bis DC. Corona macht’s nötig oder möglich dass sie sich zur Abwechslung mal was eigenes ausgedacht und durchkomponiert haben. Und Kashjas allererster selbst geschriebener Titel “Goodbye” greift das älteste Thema der Musikgeschichte auf: Liebe und Schmerz. Kashjas kraftvolle Stimme begleitet sie selbst am Klavier, Ralph spielt dazu die akustische Gitarre.

Die Nummer 3 hat beides: Country und Western. Und wir haben Danny Streete, der es so formvollendet darbietet dass man nach seinem Song gleich aus dem Saloon torkelt und in den Sonnenuntergang reitet. I’m a lonesome Cowboy. In “When you’re far away” wird sich zwischendrin auch mal eins gepfiffen. Danny ist ein alter Hase im Geschäft, Preisträger des deutschen Rockmusikerverbands. Wird er vielleicht irgendwann auch mal in einer Kirche in Woodstock seine Songs aufnehmen? Wer weiß.

Jante konnte schon einige Artikel einschlägiger Presseerzeugnisse über sich und seine Band Jante sammeln, bis hin zur Yorkshire Times. Und das mit Recht, denn der Deutsch-Pop-Musiker hat mit seiner Band irgendwie einen Stil entwickelt, der erfrischend außerhalb der Forsterschen Einheitsformel des modernen deutschen Schlagers liegt. Und das wird unterstrichen von Tim auf seinem Banjo. Jantes “Blick nach draußen” war ursprünglich nicht als Corona-Lockdown-Song gedacht, passt aber schon irgendwie auf die Situation, wenn wir drinnen sitzen müssen und nur nach draußen schauen können.

Die Königin von Saba hieß mit bürgerlichem Namen Belqis und nicht – wie es manchmal verwechselt wird – Gina. Unsere Songwriter-Königin Belqis von Frankfurt ist schon massiv auf youtube, backstagepro und in Eigenverlegung öffentlich. Mit unzähligen eigenen Songs im Rücken kann Belqis ein ordentliches Programm spielen. Trotz oder gerade wegen ihrer Songwriter Qualität wurmte es sie, als sie sich ungerecht kritisiert fühlte. Aus Trotz schreibt sie dann mal frisch einen Ohrwurm Song. “Coin toss” handelt von einem Menschen, von dem man auch genau das halten soll.

Die Truppe Chipai brachte etwas komplett neues auf den Balkon: Latin-Rock-Harfe, Saxophon, Cajon und Gesang. Das Quartett aus Hamburg Altona (Hallo Nachbarn!) zeigte uns pure hispanisch-lateinamerikanische Lebensfreude gepaart mit hanseatischem Understatement. Das eingeschickte Video “Cookie Ska” vom Altonaer Sommerbalkon, eine Ska Nummer die ordentlich Dampf hatte, macht Laune und steckt sogar die hanseatische Seite der Band an, tüchtich aus sich raus zu kommen.

Ostückenberg aka Constantin aus Leipzig ist mit Songs von seiner Debut CD im Rennen und schreibt wohl recht viele Songs, bis einer mal gefällt und in die Auswahl kommt. Viele seiner Songs sind auto-therapeutisch, wie so manch ein Welthit auch. Der dargebotene behandelt die Beziehung zu seiner Schwester und heisst schlicht “OK.” Was sowohl voll auf den Song als auch auf Constantin zutrifft.

Julakim präsentierte zuerst Katze Paula und dann sich selbst im Video, arrangiert vor Spiegel und Weisswein. Ihr künstlerisches Gesamtprojekt nennt sich bLuzLand, was so viele Dinge beinhaltet, dass Ihr Euch im Youtube Video am besten selber anhört, was jetzt genau. Auf jeden Fall ist viel Südamerika drin. Und auch Gelassenheit. Ihr Songbeitrag handelt von der Pazifistin und wird gepickt und flageoliert dass es nur so auf dem Griffbrett schliddert.

Eine sehr feine Gitarre spielt auch der Autodidakt James Partoir aus Osnabrück. James ist Multiinstrumentalist, der zur Gitarre gekommen ist als seine Nachbarn ihn mal deutlich auf die ständigen Drumsessions angesprochen haben. Seit Basti Klein, unserem Licht und Tonmeister in der Drehleier und Meistergitarristen kann ich mich nicht mehr an einen reinen Instrumentalistenbeitrag erinnern. Mit Basti hat James auch das Idol gemein: Tommy Emanuel. Wir haben einen ruhigen, langen Fluss an Gitarrenpicking im Dunkeln bekommen und ich für meinen Teil hätte ruhig noch länger zuhören können.

Last but not least war LIA MEE, Wiederholerin im MuSoC, die einen ihrer ersten öffentlichen Auftritte überhaupt auf der MuSoC Bühne hatte. Hier werden halt Legenden geboren. Ihr Lied “Tonight” handelt von einer Nacht am Lagerfeuer unter Sternenhimmel und sollte am besten in einer Nacht am Lagerfeuer unter Sternenhimmel gespielt werden – und nicht im Allgäu vor den Wandpaneelen.

Pause im Online MuSoC ist anders als in der Drehleier. Online werden wir mehr unserem Bildungsauftrag als dem Entertainment gerecht. Kein geringerer als Oliver Hahn, der Mann an den Tasten für so illustre Events wie den Contest d’Eurovision oder die Gottschalk Late Night, unzählige Studioeinspielungen und aktuell mit dem Projekt Groovegalaxy unterwegs war unser Mastermind. Oliver hatte für alle Teilnehmer ein gutes Wort, einen wertvollen Tipp oder einfach auch nur Lob übrig. Er ist zweifellos jemand, der die Musik liebt und für sie lebt. Und es lohnt sich, die GrooveGalaxy oder andere Projekte von Oliver zu beobachten. Was genau er bei den Teilnehmern beobachtet hat, bleibt unser kleines öffentliches Geheimnis, ist aber in jedem unserer Teilnehmervideos am Ende der Performance nachzusehen.

Special Guest Oliver Hahn mit Groove Galaxy gab Feedback an die Teilnehmer

Am Ende kann es jedoch nur einen Gewinner oder eine Gewinnerin oder eine Band oder… geben. Die Drittplatzierte, die sich in der Drehleier normalerweise über den Prostpreis freuen darf war LIA MEE, die mit ihrer Lagerfeuer Romantik offenbar einen Nerv des Online Publikums traf. Die beiden erstplatzierten waren Das Mutter-Tochter Duo Purple Popcorn und die Combo Kashja. Beide durften eine Zugabe zeigen, die wir natürlich auch vorher schon abgefragt haben. Purple Popcorn brachten eine sehr schöne Nummer mit einer Sprechpuppe zum besten, über den Freund mit dem man am liebsten lacht. Und Kashja war in der Vorbereitung so überrascht, dass sie noch ein zweites Lied einbringen sollten, dass sie schnell im Dezember noch eins geschrieben haben – über “my Life”.

Das Votum der Online Zuschauer war am Ende ziemlich eindeutig. Über 200 Punkte kamen für Kashja und Ralph zusammen und damit sind die beiden nicht nur strahlende Sieger sondern auch qualifiziert für das MuSoC Finale im Dezember 2021 – hoffentlich wieder Live in der Drehleier.

Uns hat es riesen Spass gemacht. Der 1. MuSoC Online 2021 hat ein tolles LineUp gehabt, das von München bis Hamburg, von Berlin bis Marburg, vom Allgäu bis Leipzig ging. Die Videokonferenz macht’s möglich. Aber auf der Bühne vor echtem Publikum ist es auch ganz nett.

Pao (Petra Scheeser & Oliver Hahn) in ihrem Format .cometomyhouse

Als Outro konnten wir Oliver Hahn noch einmal mit seiner Frau Petra Scheeser und ihrem gemeinsamen Projekt PAO sehen. Die beiden veranstalten virtuell Wohnzimmerkonzerte in ihrem Youtube Channel “cometomyhouse PAO” zusammen mit ausgesuchten Gästen, geplant und improvisiert. Und das 12. und nächste findet sogar schon am Mittwoch, den 13.1.2021 statt. Unbedingt merken, unbedingt reinschauen.

Für uns bleiben wieder 4 lange Wochen Vorfreude bis zum Februar MuSoC Songslam im Netz. Am besten jetzt anmelden für den 69. oder auch gleich den 70.

Bleibt gesund und bis Februar.

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