4 Michael Schrenks gewinnen vor CAT

Die 51. Chronologie eines bunten Songslamabends.

David Husz am Klavier eröffnet den 51. MuSoC.

Das Licht war noch an als gefällige Klavieruntermalung durch den Raum klang und uns langsam in musikalische Stimmung brachte. Der Gewinner des 50. Jubiläums-MuSoC David Husz setzte sich einfach mal ans Arbeitsgerät und eröffnete unvermittelt und in die letzten Bissen Schnitzel hinein den Abend der 51. Veranstaltung. Davids zweiter Vorname ist mit Fug und Recht „Multi“: sowohl Multiinstrumentalist als auch -linguist. Diesmal brachte er für uns am Klavier englische und deutsche Songs zum Besten. Es ging um Werwölfe und um die Frage, was man im Phonetikstudium eigentlich macht und vor allem, wozu man es braucht. Wissen wir jetzt mehr? Hmmm…. Aber eins steht fest: einer muss es ja machen. Und dieser eine ist eben David Husz.

Nach dem Opener schritten Alex Sebastian und Michael Bohlmann zur Tat und begrüßten die zahlreichen Fans des MuSoC – und solche die es nach diesem Abend mit Sicherheit geworden sind. Ein Betriebsausflug eines großen deutschen Discounters mit 4 Buchstaben aus Köln ließ die Drehleier aus allen Nähten platzen und so war die Stimmung phänomenal. Sogar ein Geburtstagsständchen für Bastian wurde angestimmt. Ein rührender Moment, denn wer kann schon seinen Enkeln erzählen, daß damals ein ganzes Theater mit Klavierbegleitung für ihn gesungen hat?

Mango Mindset macht Musik auf der Tonne und rapt wie die Jungs, die normalerweise um solche Tonnen herum stehen.

Das Line-up wurde sodann eröffnet von Mango Mindset, der spontan eingesprungen und – ich wiederhole mich gerne – ebenfalls so ein Multi ist. Der erste Song wurde am Klavier statt auf 3 Instrumenten simultan vorgetragen, man muss das Publikum ja nicht gleich überfordern. Für den zweiten wurde eine – nunja – Mülltonne malträtiert. Begleitet von einem Sprechgesang eminemscher Prägung. Mango Mindset haut ansonsten gerne mal auf alles mögliche drauf mit den Drumsticks, und ist ansonsten auch eher zu zweit.

Welch Überleitung zur zweiten Starterin, denn kein geringerer als Eminem beeinflusste AreZou früh, ihren emotionalen poetischen Textstil zu entwickeln. Und obwohl sie bereits eine eigene Single veröffentlicht und eine sehr professionelle Webpräsenz hat, stand sie noch nie auf einer Songslambühne. Wir durften vorab vor Veröffentlichung ihre zweite Single „Herz aus Porzellan“ hören, begleitet von ihrem auf dem USB Stick mitgebrachten Orchester.

Koshi alias Markus Koschlig ist musikalisch schon ein alter Hase, quasi ein Conejito viejo, denn er konnte in einem kulturellen Austausch des Goethe Instituts bereits in Argentinien musikalische Erfahrung sammeln. Dort mutierte er auch zum Solokünstler, der sich hier mit lebensfrohen Balladen, die im Mainstream auch als „Surfermusik“ durchgehen, durch seine 6 Minuten spielte. Kleiner Tipp: man kann ihn auch für das eigene Sofakonzert buchen.

Die Vierten auf der Bühne waren Jonny und Jillian, eine wunderbare Kombination aus Gitarre und Violine. Die Songs waren nur an der musikalischen Oberfläche cremig zart, darunter in den Schichten der Geschichten ging es dann doch recht bissig her. In unserer sehr schnellen und hektischen Welt, wo niemand mehr dem anderen zuhört, muss man denn auch mal Danke singen für all diejenigen, die sich die Zeit zum Zuhören nehmen. Auch wenn es nicht immer die sind, denen man unbedingt alles erzählen will. Nein, ich will hier nicht noch mehr spoilern. Hört es Euch selber an, es wird sehr ketzerisch.

Unten vor der Bühne ohne elektrische Verstärkung? Egal. Geht alles.

Der echte Michael Schrenk und die 3 anderen Michael Schrenks stellten zunächst einmal solch große Herausforderungen an die Bühnentechnik, die einfach nicht beherrschbar waren. Drei verstärkte Instrumente war eines zuviel und spontan verabschiedete sich auch noch ein Kabel in die ewigen Jagdgründe. So ohne Strom am Gerät entschied sich die Kombo kurzerhand dafür, ein unplugged Konzert daraus zu machen. In bester Wohnzimmerkonzert-Manier sprang man von der Bühne und spielte direkt auf Augenhöhe des Publikums. Ein Kontrabass, eine Mandoline und zwei Gitarren untermalten die Songs, die zum Träumen von unbeschwerten sommerlichen Fahrradtouren durch Kornfelder anregten. Diese ungeplante Nähe zum Publikum sollte sich am Ende auszahlen, sei an dieser Stelle schon verraten.

Bühnensäue fliegen wild. Flying wild heizten ein, voll excited.

MuSoC kennt aus seiner über 5-jährigen Geschichte schon so einige Wiederholungstäter. Solche sind auch Flying Wild. Angefangen als Soloprojekt, kam der Durchbruch dann als 2er-Kombination aus Gitarre und… äh… Didschäridu oder wie das heißt, dieses österreichische Rohr in das man Geräusche presst. Hä? Genau, ich meine das Austria mit den Kängurus. Die Band got excited, die Crowd got excited, es wurde mitgeklatscht, frenetisch gejohlt und das Publikum machte aus der Drehleier für 6 Minuten Wacken ohne Matsch.

Woher Jan Fremgen seinen Künstlernamen „I’m a wave“ hat, habe ich leider vergessen zu fragen. Vielleicht vom Eisbach? Die Songs jedenfalls sind strandtauglich, ohne Schnick und Schnack und hervorragend geeignet um sich auf seiner Welle nach vorne tragen zu lassen. In bestem Singer-Songwriter-Style wurde Material zum Besten gegeben, das man sich durchaus auch in größeren Bandarrangements vorstellen kann.

CAT war die letzte Künstlerin, und sang sich fast ganz nach vorn.

Die letzte Künstlerin der Slamreihe brach dann einige MuSoC-Rekorde. Gerade (erst) 16 Jahre alt hat CAT doch seit sie (erst) 2017 aktiv mit der Musik angefangen hat (schon) 11 Songs im Repertoire. Lässig-unbekümmert brachte sie uns als erstes einen Song zum Besten, der “heute erst fertig geworden ist” und in dem es um Engel ging. Der zweite rief dann auf zum Kampf für die eigenen Träume. Und das alles auf Englisch und vor allem auch arrangiert wie goßer Pop. Und wenn die Songproduktion so weiter geht, sind ab Mitte nächsten Jahres abendfüllende Konzerte drin. Das Publikum jedenfalls schloss CAT komplett ins Herz.

 

 

Mel ist einer der Kellys. Nur Murphys gibt es noch mehr in Irland.

Die Pause zwischen den Akten des MuSoC wird naturgemäß fürs Auszählen der Publikumsstimmen benötigt. Wer wird sich am Ende den begehrten Titel Evening Hero erspielt haben? Um das Wahlvolk während dieser spannungsvollen Warterei zu zerstreuen, wird es dabei stets nach bester Kunst unterhalten. Im 51. MuSoC brachte uns Mel Kelly die Sicht eines Iren auf Deutschland nahe. Und das hat immer irgendwie mit Bier zu tun. Und mit viel Missverständnissen. Und damit, dass Mel eigentlich ein weiblicher Vorname ist, meistens.

Mel durfte natürlich den Publikumspreis ziehen und dann endlich kam der MuSoC-Wahlleiter Alex Sebastian zur Verkündung der amtlichen Endergebnisse. Der dritte Platz ging (wieder einmal) an Flying Wild, die es gekonnt verstanden, das Publikum zu unterhalten und mitzunehmen. Und dann kam die kleine Überraschung: die 16-jährige CAT hat einen famosen zweiten Platz gemacht, was auf jeden Fall Ansporn und Grund genug sein sollte, MuSoC auch in Zukunft zu beehren. Durchgesetzt haben sich jedoch die 4 Michael Schrenks, die so souverän mit den Widrigkeiten der Strominstrumente umgegangen sind und trotz fehlenden Mikrofons sogar auf den hintersten Plätzen im Saal gut angekommen sind.

Gewonnen: Michael Schrenk mit Bart plus 3 weitere Michael Schrenks ohne Bart.

Wir freuen uns schon wie ein Schnitzel auf den Slam am kommenden 6. Dezember, in dem die Gewinner der diesjährigen Veranstaltungen um den Championstitel singen werden und natürlich darauf, CAT und alle Michael Schrenks sobald schon wieder hören zu können.

Also Vormerken und im Kalender rot anstreichen: Nikolaustag ist MuSoC-Championstag. Und hier gibt’s schon jetzt die Tickets.

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